In Deutschland wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation des Krieges infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine. Immer mehr Menschen planen den Kauf eines privaten Bunkers, um sich vor einem möglichen militärischen Angriff oder einer nuklearen Bedrohung zu schützen. Die Kosten für ein solches Bauwerk liegen zwischen 50.000 und einer Million Euro. Die Nachfrage wächst rasant.
Aus Angst vor einer Eskalation der russischen Aggression gegen andere Länder suchen immer mehr Deutsche im Krisenfall einen sicheren Hafen. Es stellt sich heraus, dass die beliebtesten Ideen private Bunker und militärische Unterstände sind. Seit Kriegsbeginn wuchs das Interesse an ihnen schnell.
Die Nachfrage nach Bunkern wächst von Tag zu Tag
Obwohl Experten eine Eskalation der Kämpfe in Deutschland fast vollständig ausschließen, macht sich das Phänomen der plötzlichen Anschaffungen von Unterstandssystemen immer deutlicher bemerkbar. Massive Spezialkonstruktionen werden in gewöhnlichen Häusern oder auf privaten Grundstücken errichtet. Schließlich müssen sie den nötigen Schutz vor Schusswaffen, Minen und Sprengstoff, aber auch vor Druckstößen oder radioaktiven Bedrohungen bieten. Die in den Bunkern verbauten Panzerplatten sind 100 Millimeter dick.
– Alle unsere Vorräte können schnell aufgebraucht sein. Seit einigen Tagen erreichen uns mehr als 100 Anfragen und viele verbindliche Bestellungen aus ganz Deutschland und dem Ausland, sagte Mario Piejde, Technischer Leiter der Berliner Bunker Schutzraum Systeme Deutschland (BSSD), FOCUS Online im Interview. Seit 2014 bietet sie Firmen- und Privatkunden die Montage von Bunkern, Unterständen, gepanzerten Garagen und sogenannten Panikräumen an. Sie ist einer der größten Anbieter dieser Art in ganz Deutschland.
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine, so Piejde, „ist die Nachfrage nach Systemen, seien es maßgefertigte unterirdische Unterstände oder Standard-Gartenmodule, rasant gewachsen.“ – Seit Dienstag ist unser Lager restlos ausverkauft. Ab sofort haben wir eine Wartezeit von 3 Monaten für fertige Module. Es gebe so viele Aufträge, dass das Unternehmen bis Ende 2023 voll ausgelastet sein werde, sagte der Manager, ohne die genaue Anzahl der verkauften Strukturen bekannt zu geben.
Familien ändern ihre Prioritäten beim Hausbau
Der technische Leiter von Bunker Schutzraum Systeme Deutschland erklärte, dass die Menschen sich nur aus einem Grund für diese Schutzräume entscheiden: „Angst und ein Gefühl der Unsicherheit“. – Viele Kunden kämpfen seit Jahren mit diesem Problem. Hintergrund sind weltweite Unruhen, die Angst vor Wirtschaftskrisen, politische Spannungen und gesundheitliche Bedrohungen wie die aktuelle Pandemie. Für viele sei der Krieg in der Ukraine der jüngste Vorstoß, unterirdische Schutzräume zu suchen, fügte er hinzu.
Unter den Interessenten sind viele Familien, die ein Haus bauen wollen und sich fragen, wie sie es am besten in den Zufluchtsort integrieren können. – Das Denken der Menschen hat sich komplett geändert. Zuvor wurde überlegt, wie man ein Spielzimmer im Keller plant. Jetzt ist die Hauptfrage, wo und wie das Tierheim geplant werden soll, fügte Piejde hinzu.
Massive Shelter-Struktur
Neben maßgeschneiderten Spezialprodukten für bestehende oder neue Keller bietet das Berliner Unternehmen auch schlüsselfertige Bunkermodule an. Dabei handelt es sich um massive Stahlbehälter, die auf Privatgrundstücken aufgestellt oder im Boden versenkt werden können. Sie sind mit einer soliden, verriegelbaren Hauptdecksluke und einem Luftaustauschsystem sowie einem Gasfiltersystem, explosionsgeschützten Ventilen und einem Notbeleuchtungsset ausgestattet.
Bunker können mit verschiedenen Arten von Türen ausgestattet werden, inkl. 1.300 Kilogramm schwer, die laut Hersteller vor „Stoßwellen, Radioaktivität und Hitzestrahlung“ schützen sollen. Die Innenseite der Tür wiederum besteht aus Panzerstahl und schützt vor AK 47- und G 36-Gewehrschüssen sowie Splittergranaten.
Astronomische Preise für Bunker und Unterstände
Der kleinste Bunker im Angebot des Unternehmens hat eine Fläche von 9,6 Quadratmetern. Es verfügt über ein Etagenbett, eine Speisekammer, eine Miniküche, eine Toilette und einen Technikraum. Sein Preis beträgt 49.000 Euro. Die größte Variante hingegen ist 90 Quadratmeter groß und verfügt über 6 Betten. Preis – 360 Tausend Euro.
Für viele Kunden gibt es keine Preisobergrenze. Wir haben in Deutschland schon Bunker verkauft, die jeweils mehr als eine Million Euro gekostet haben. Die technische Ausstattung in den Luxusvarianten ist deutlich besser als in den Basismodellen. Es ist wie bei Autos. Ich kann VW oder Mercedes fahren – erklärte Piejde.
In Deutschland gibt es keine öffentlichen Bunker.
Das kapitalbasierte Unternehmen füllt die 2007 in Deutschland entstandene Marktlücke mit privaten Unterkünften. Damals beschloss die Bundesregierung zusammen mit den Behörden der Länder, sich von dem langjährigen Konzept des Unterhalts öffentlicher Schutzräume und Bunker zu verabschieden, von denen es damals bundesweit mehrere hundert gab. Seitdem sind die Notbaracken abgebaut. Einer der Gründe war die relativ teure Wartung der Systeme. Doch gerade in Krisenzeiten – oder wie heute in Kriegszeiten – rücken Notunterkünfte für Zivilisten immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit.
Einer der in solchen Fällen oft genannten Orte ist Rothenstein bei Jena in Thüringen. Es handelt sich um ein tief in den Fels gehauenes ehemaliges DDR-Militärversteck, das sich seit 2004 in Privatbesitz befindet, derzeit aber nicht genutzt wird. Die Höhle, die unter meterlangen Sandsteinschichten verborgen und mit massiven Türen gesichert ist, soll widerstandsfähig gegen Erdbeben und diverse Angriffe sein. Der Bunker Rothenstein ist nach Expertenmeinung eine der sichersten Anlagen Europas.
Der Thüringer Bunker könnte der Bevölkerung dienen
Der Eigentümer des Bunkers in Thüringen, Jörg Heitmann, kündigte kürzlich in einem Interview mit der „Ostthüringer Zeitung“ an, wenn der Unterstand zum Schutz der Bevölkerung notwendig sei, werde er ihn sofort zur Verfügung stellen. „Wenn Bürgermeister Rothenstein einen Schlüssel braucht, kann er jederzeit einen bekommen.“ Das 5,5 km lange Tunnelsystem bietet Hunderten von Menschen Platz. Es gibt auch Strom, bei Bedarf Generatoren, einen Tiefbrunnen und Toilettenanlagen, erklärte er.
Der Besitzer war so begeistert von einer Immobilie in Thüringen, dass er dort sogar einmal eine Luxusunterkunft für die Reichsten organisieren wollte, die sich vor dem Weltuntergang schützen wollten. Es sollte erstklassige Möbel enthalten und sogar Schwimmbäder bauen. Das Projekt wurde jedoch nie verwirklicht.
Quelle: Fokus von / Foto: depositphotos.com von TTstudio
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