Gepostet am 5. Oktober 2021 um 15:26.Aktualisiert am 5. Oktober 2021 um 18:19
Olaf Scholz hat am Dienstag nicht an einem Treffen der EU-Finanzminister (Ecofin) in Luxemburg teilgenommen, dem ersten seit der Bundestagswahl am 26. September. Er wurde durch Jörg Kukies, Staatssekretär für Europaangelegenheiten, ersetzt. Der ehemalige Hamburger Oberbürgermeister, der in wenigen Wochen gute Chancen hat, Bundeskanzler zu werden, hat in Berlin Wichtigeres zu tun.
Es ist an der Zeit, dass seine EU-Kollegen in ihrem monatlichen Forum die Identität seines Nachfolgers hinterfragen. Der Vorsitz des deutschen Finanzministers hat ein besonderes Gewicht. Es war zuvor von führenden europäischen Persönlichkeiten übernommen worden: Wolfgang Schouble, der Griechenland von 2009 bis 2017 fast aus der Eurozone ausschloss, und Teo Vaigel, der die beiden deutschen Währungsunionen erreichte und von 1989 bis 1998 den Euro einführte.
Gegensätzliche Konzepte
„Natürlich verfolgen wir aufmerksam das Geschehen in Deutschland, wir prüfen aufmerksam die öffentlichen Positionen der Favoritenpersönlichkeiten“, räumt ein Mitglied der luxemburgischen Delegation ein. Auch wenn sich noch alles über den Rhein bewegt, sind die beiden am häufigsten genannten Namen der letzten Tage Robert Habek, ein grüner Komplize, der Vizekanzler werden könnte, wenn es Olaf Scholc gelingt, eine „Dreifarben“-Koalition mit Umweltschützern und Liberalen und Liberalen zu bilden Parteichef Christian Lindner.
Allerdings haben die beiden Politiker ganz unterschiedliche, wenn nicht sogar gegensätzliche Visionen für die Haushaltspolitik in Deutschland und Europa in einer Zeit, in der 27 sich auf Reformen zur Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspakts vorbereiten, um den riesigen Finanzmärkten des Kontinents Rechnung zu tragen muss seine Wirtschaft dekarbonisieren.
Robert Habek, dessen Umweltplattform in Deutschland allein in den nächsten zehn Jahren Hunderte Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren will, ist sich bewusst, dass er das nur schaffen wird, wenn er sich daran hält. Er stimmt weitgehend den Vorstellungen von Paris über die Notwendigkeit zu, den Pakt flexibler zu gestalten, indem er in jedem Land „personalisiert“ wird. Christian Lindner erinnert sich, dass Guido Westervelle, der damalige Chef der Liberalen, 2009 einen großen Fehler begangen hatte, als er das Auswärtige dem Finanzwesen vorzog: Er hatte es versäumt, dem harten Wolfgang Shoebl sein Steuerprogramm aufzuzwingen. Bei der nächsten Bundestagswahl zog seine Partei erstmals in der Geschichte nicht in den Bundestag ein.
Sparsames Lager
Christian Lindner, ein Parteichef, der freie und freie Berufe anzieht, pocht auf Haushaltsdisziplin in Deutschland und Europa. Er gibt die Idee auf, den gemeinsamen Schuldenmechanismus der siebenundzwanzig Länder zu wiederholen oder zu erweitern, der das Herzstück des im vergangenen Juli angenommenen europäischen Konjunkturprogramms ist.
Natürlich wird der neue Finanzminister einen verbindlichen Koalitionsvertrag haben, der wohl ein Kompromiss zwischen Habek und Lindner sein wird. Allerdings wird sich die Atmosphäre von Ecofin verändern, je nachdem ob der eine oder andere da sitzt. Der Liberale, der 2017 die Machteroberung von Emmanuel Macron bewunderte, wird sich für Bruno Le Mair zweifellos als schwierigerer Partner erweisen. Er würde die Kühnheit in das sogenannte Lager der Sparländer führen, dessen Flagge bisher der österreichische Finanzminister Gernot Bloom getragen hat.
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