Aktualisieren: 27.03.2023 17:40
Ausgestellt von: 27.03.2023, 17:37
Berlin/Prag – Der Zug-, Bus- und Flugverkehr in Deutschland ist heute aufgrund eines 24-Stunden-Streiks für Lohnerhöhungen praktisch zum Erliegen gekommen. Millionen Menschen hatten zu Beginn der Woche Schwierigkeiten, zur Arbeit zu kommen. Der von der Gewerkschaft Verdi und der Eisenbahn- und Transportgewerkschaft EVG ausgerufene Streik ist Medienberichten zufolge der größte Streik in Deutschland seit einem Jahrzehnt und ein weiterer in einer Reihe von Protesten, die große Volkswirtschaften Europas getroffen haben. Auch dank Homeoffice herrschte auf den deutschen Straßen kein Chaos. Der Streik betrifft auch Passagiere in Tschechien.
Die Züge der Tschechischen Bahnen (ČD) für den internationalen Fernverkehr halten in Děčín. Regionale Verbindungen führen dann nach Dolní Žleb, der letzten Haltestelle vor der deutschen Grenze. Nach Angaben der Presseabteilung der ČD kommt es auf der tschechischen Seite der Grenze zu keinen Komplikationen. „Da wir ebenso wie die deutsche Seite lange im Voraus über den Streik informiert haben, gibt es beispielsweise keine Komplikationen mit der Menschenansammlung in Děčín“, sagte ČD.
Die Sprecherin des Flughafens Prag, Klára Divíšková, bestätigte gegenüber ČTK frühere Informationen über die Annullierung von 25 Flügen am Václav-Havel-Flughafen in Prag während des Streiks. Ihrer Meinung nach gibt es am Flughafen keine Probleme. „Natürlich gilt weiterhin die Empfehlung, dass Passagiere sich auf der Website, idealerweise auf der der Fluggesellschaft, über ihren Flug informieren“, fügte er hinzu.
Der Streik betraf fast alle deutschen Flughäfen und legte den Betrieb an den beiden größten deutschen Luftdrehkreuzen München und Frankfurt am Main lahm. Die Deutsche Bahn (DB) hat den Fernverkehr sowie einen Großteil der Regional- und S-Bahn-Verbindungen eingestellt.
Von der Sperrung sind auch Wasserstraßen und Häfen betroffen, und auch die Straßenverkehrsgesellschaft sowie Autobahn- und Autobahntunnel können wegen mangelnder Versorgung geschlossen sein. Auch in sieben Bundesländern streiken Beschäftigte des öffentlichen Nahverkehrs. Die Proteste sind vor allem auf die Auswirkungen der hohen Inflation zurückzuführen, insbesondere auf den Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise, die den Lebensstandard der Bevölkerung senken, berichtete Reuters.
Nach Angaben des Flughafenverbandes ADV werden von dem Luftfahrtstreik 380.000 Passagiere betroffen sein. Von den großen Flughäfen streikt nicht nur der Flughafen der Hauptstadt Berlin, sondern fast alle anderen Flughäfen streiken, fast alle Inlandsflüge wurden gestrichen.
Das Datenanalyseunternehmen TomTom stellte jedoch nur in vier der 27 untersuchten Städte und Regionen einen Anstieg der durchschnittlichen Reisezeiten um mehr als 10 Prozent fest. „Überall dort, wo der Streik mit schlechtem Wetter einherging, kam es teilweise zu längeren Staus und großen Zeitverlusten“, sagte TomTom-Analyst Ralf-Peter Schäfer. Obwohl die Zahl der Kunden in den Geschäften in den Innenstädten der Großstädte dank des Einsatzes von Telearbeit und rechtzeitiger Planung deutlich zurückgegangen sei, habe es auf den Straßen kein Chaos gegeben, der Verkehr sei mancherorts sogar schwächer gewesen, berichtete die DPA-Agentur.
Christoph Litzel, einunddreißig Jahre alt. er sagte Der Süddeutschen Zeitung (SZ) zufolge habe der Stürmer Verständnis dafür, dass er eine Fahrgemeinschaft mit einem Kollegen gebildet habe. Matthias Fröhlich, 62, zeigt weniger Empathie: „Ich verstehe Streiks im Allgemeinen nicht. Ich habe vor meiner Pensionierung in der Altenpflege gearbeitet. Wenn wir wie die Bahn streiken würden, sähe es für die Patienten sehr schlecht aus.“ Er sagte der Zeitung am Münchner Bahnhof und fügte hinzu, dass die deutschen Eisenbahner ihre Position missbrauchten. Der Meinungsteil der SZ-Zeitung zufolge sei der Streik im Vergleich zu ähnlichen Aktionen in Frankreich gemäßigt und sogar frauenfeindlich.
Die Gewerkschaft Verdi verhandelt im Namen von rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, darunter Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr und an Flughäfen. Die EVG vertritt rund 230.000 Mitarbeiter der DB und der Busunternehmen. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro (rund 12.000 CZK) im Monat. Die Gewerkschaft EVG will die Löhne um 12 Prozent erhöhen, die monatliche Mindestlohnerhöhung soll 650 Euro (15.400 CZK) betragen.
Verdi-Chef Frank Werneke sagte, für Millionen von Arbeitnehmern sei der Streik angesichts der hohen Inflation eine Frage des Überlebens. EVG-Chef Martin Burkert sagte, die Arbeitgeber hätten noch keine akzeptablen Angebote vorgelegt. Er warnte vor weiteren Warnstreiks, die auch in den Osterferien stattfinden könnten.
Die Deutsche Bahn erklärte am Sonntag, der Streik sei „völlig übertrieben, ungerechtfertigt und unnötig“. Arbeitgeber warnen davor, dass höhere Löhne für Transportarbeiter dazu führen werden, dass Fahrpreise und Steuern steigen, um die Differenz auszugleichen.
Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im Februar um 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die hohe Inflation bleibt bestehen, obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) versucht, sie durch eine Reihe von Zinserhöhungen einzudämmen.
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