Fünf Monate nach seinem überraschenden Wechsel an die Spitze von Deutschlands erster privater TV-Sendergruppe mit mehr als 60 Millionen Zuschauern hat Bert Hubbet am Dienstag seine Strategie für ProSiebenSat.1 vorgestellt. „Es ist weniger eine Revolution als eine Evolution“, betont der ehemalige RTL-Überläufer, der den Konzern auf sein Kerngeschäft, den audiovisuellen Bereich, fokussieren will.
Mit 4 Millionen Nutzern im Dezember soll die Streaming-Plattform Joyn zum Treiber der digitalen Reichweite von ProSiebenSat.1 werden. Im vergangenen September kaufte die Gruppe 50 % des fehlenden Kapitals von Warner Bros. An der Schnittstelle aller Angebote der Gruppe und der Partner wird Joyn laut Bert Habet „eine beliebte Unterhaltungsmarke für die ganze Familie im deutschsprachigen Raum“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz sein.
Eine helfende Hand bei RTL
Er hofft, einen „hochprofitablen All-in-One“-Inlandschampion zu schaffen, der den Umsatz um durchschnittlich 4 bis 5 % pro Jahr steigern kann. Dieser Ehrgeiz passt zu Bertelsmann, Deutschlands anderem Schwergewicht. Aber anders als bei letzterem, von dem man träumt eine riesige Fusion, Bert Hubbett setzt auf die Entwicklung von Partnerschaften.
„Scheitern von Fusionsoperationen in Frankreich und Holland [tentées par Bertelsmann] ist ein starkes Signal und eine solche Konsolidierung sehe ich in Deutschland nicht. Aber RTL kann gerne mitmachen“, fügt er hinzu, ARD und ZDF haben sich ihm bereits angeschlossen.
Dies schließt die Tür für gezieltere Akquisitionen nicht aus, aber die Partnerschaftslogik sollte auch den Inhalt bestimmen. Im Februar unterzeichnete der Konzern über seine Tochtergesellschaft Seven One Entertainment einen langfristigen Vertrag mit NBC Universal, der ihm Zugang zu Filmen und Serien des amerikanischen Studios verschafft.
Erwartete Kürzungen
Auch in den Bereichen Unterhaltung, Sport oder Information verspricht ProSiebenSat.1 mehr lokale Angebote. Die Herausforderung besteht darin, die Wiedergabezeit Ihrer Kunden zu erhöhen, um diese Loyalität den Werbetreibenden durch gezielte Werbung zu verkaufen.
Um seine Ambitionen zu finanzieren, kündigt der deutsche Konzern sein Kostensenkungsprogramm an, das Arbeitsplätze abbauen wird. Bert Hubbet schließt auch Veräußerungen im Rahmen von Diversifikationsaktivitäten nicht aus, einschließlich des Verkaufs der gesamten oder eines Teils der weltweit führenden Dating-Site ParshipMeet Group.
Der Einstieg des dritten Chefs in fünf Jahren an der Spitze von ProSiebenSat.1 schützt den Konzern nicht vor neuen Wegen. Bert Hubbett sagt jedoch, er habe einen „konstruktiveren“ Dialog und sei offen für eine Zusammenarbeit mit seinem Hauptaktionär, Silvio Berlusconis italienischer Gruppe MediaForEurope (MFE, ex-Mediaset). Letzterer hält knapp 30 Prozent der Stimmrechte und bräuchte zwei Sitze im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1.
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