Die von Deutschland angestrebte Lösung bezieht Slowenien als Nato-Partner mit ein. Im Rahmen des Plans würde Slowenien eine große Anzahl seiner T-72-Kampfpanzer sowjetischer Herkunft in die Ukraine schicken. Als Ersatz würde Deutschland 20 Marder-Panzer und 20 Fuchs-Radpanzer mit eigenen Vorräten nach Slowenien schicken, berichtete Reuters.
Deutschland ist der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt, verfolgt aber traditionell eine restriktive Politik bei Waffenlieferungen in Konfliktgebiete. Berlin liefert zwar große Mengen an Waffen und Munition direkt an die Ukrainer, hat aber beispielsweise die Lieferung von Panzern noch nicht genehmigt, was auf Kritik stößt.
„Es gibt keine Tabus“, sagt Baerbock
Auf einer Reise nach Estland im Rahmen ihres dreitägigen Besuchs in den baltischen Staaten bestätigte die deutsche Außenministerin Analenna Baerbock, dass das Land sich mit der Wartung und dem Munitionsbedarf seines Vorrats an gepanzerten Kampffahrzeugen befasst Marder-Infanterie.
Baerbock reagierte auf die Kritik an Deutschlands offensichtlicher Verzögerung bei der Übergabe von Waffen, die Kiew nach eigenen Angaben zur Verteidigung gegen russische Angriffe benötigt. „Es gibt für uns keine Tabus in Bezug auf gepanzerte Fahrzeuge und andere Waffen, die die Ukraine braucht“, sagte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Estland. Bereits am Tag zuvor hatte er in Lettland eine ähnliche Aussage gemacht.
Auf die Frage von Journalisten, ob Leopard-Panzer von Deutschland in die Ukraine geschickt würden, sagte sie, dass ukrainische Truppen eine Ausbildung benötigen würden, um diese Art von fortschrittlicher Ausrüstung zu verwenden, und dass Berlin dafür bezahlen würde.
„Wir stellen eine Milliarde Euro bereit, weil wir nicht nur in den kommenden Tagen und Monaten, sondern auch in den kommenden Jahren über die Systeme nachdenken müssen, die die Ukraine jetzt zur Verteidigung braucht, aber auch über eine freie Ukraine in der Zukunft“, sagte er .
Jetzt gehe es laut Baerbock aber vorrangig darum, dass die Ukraine schnell alte sowjetische Waffen erhält, für die ihre Armee keine zusätzliche Ausbildung brauche. Dies würde dadurch geschehen, dass Deutschland die Bestände der verbündeten Länder, die über diese älteren Waffen verfügen, mit moderner Ausrüstung auffüllen würde, die für die Ukraine bestimmt sein könnte.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bestätigte am Donnerstag, dass das Land ukrainische Soldaten im Umgang mit gepanzerten Haubitzen ausbilden wird, die aus den Niederlanden verschifft werden.
Notwendigkeit für schwere Waffen
Viele Analysten sagen, dass die Ukraine dringend schwere Waffen braucht, um die russische Invasion abzuwehren, die sich jetzt auf die Donbass-Region konzentriert. Während es den leichten Waffen und Taktiken der Ukraine gelungen ist, den Vormarsch Russlands zu verlangsamen, werden Experten zufolge schwere Schlachtfeldwaffen wie Panzer und Haubitzen erforderlich sein, um diesen Einfall aufzuhalten und umzukehren.
Die deutschen Streitkräfte selbst seien mit einem Ausrüstungsmangel konfrontiert, stellte Baerbock fest und merkte an, dass die deutschen Friedensmissionen in Afrika nicht über alle benötigten Hubschrauber verfügten.
Gleichzeitig wies Lambrecht auch auf Mängel in der Ausrüstung der Bundeswehr hin. Das Defizit der Bundeswehr dürfte sich jedoch bald ändern, da die Bundesregierung kürzlich einen 100-Milliarden-Euro-Beitrag zur Landesverteidigung bewilligt hat.
Scholz‘ Reaktionen auf Kritik
Der Drei-Wege-Waffentausch wäre Teil der Antwort von Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Kritik, unter anderem aus Kiew, Polen und seinen politischen Kollegen, dass er sich geweigert habe, der Ukraine stärkere Waffen zu liefern.
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte am Donnerstag, er wolle persönlich mit Scholz über die Bedeutung schwerer Waffenlieferungen in die Ukraine sprechen. Seiner Meinung nach wäre dies ein Wendepunkt in der europäischen Geschichte. „Die zweideutige Position Deutschlands hilft hier sicherlich nicht“, sagte er.
Scholz hatte bereits eine weitere Route für schwerere Waffen in die Ukraine gestartet und Kiew Geld angeboten, um Waffen bei deutschen Herstellern zu bestellen. Die Liste der verfügbaren Waffen, aus denen Kiew wählen könne, enthalte keine Panzer, Hubschrauber oder schwere Artillerie.
Bereits unter ständiger Kritik der Opposition sah sich Scholz am Donnerstag weiteren Forderungen aus den Reihen der eigenen Koalition nach einer klareren Entscheidung beim Panzereinsatz gegenüber.
„Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, ob wir als NATO-Partner schwere Waffen liefern“, sagte Verteidigungsexperte Alexander Müller von der FDP der dpa. . Bisher ist die Linie der Bundesregierung noch unklar.“
le/bl (Reuters, dpa, ots)
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