Die Ukrainer haben den deutschen Arbeitsmarkt bereits stark beeinflusst, da sie seit Juni in die Arbeitslosenerhebung aufgenommen werden. Die Arbeitslosenquote in Deutschland begann im Juni erstmals seit mehreren Monaten wieder zu steigen.
„Sagen wir ja und nein“, antwortete die Bundesagentur für Arbeit auf die Frage, ob sie eine Übersicht über erwerbstätige ukrainische Flüchtlinge habe. „Uns liegen noch keine Informationen darüber vor, wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine in welchen Branchen eine Anstellung gefunden haben. Wir sehen aber, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Februar auf Mai um 26.000 gestiegen ist.“ sagte sie.
Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gibt es in Deutschland eine Million registrierte Ukrainer, davon 650.000 im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Wie viele von ihnen sich tatsächlich im Land aufhalten, ist jedoch unklar, denn sie können ohne Visum nach Deutschland einreisen. Zudem kehrt ein Teil der Flüchtlinge nach und nach in ihre Heimat zurück. So ist einer der Anhaltspunkte die Statistik des Arbeitsamtes, in der ukrainische Flüchtlinge seit Juni berücksichtigt werden, als sie die Grundsicherung inklusive Arbeitslosengeld bezogen.
Nach mehreren Monaten des Rückgangs ist auch die Arbeitslosenquote in Deutschland seit Juni deutlich gestiegen, als sie von 4,9 Prozent im Mai auf 5,2 Prozent stieg. Im Juli stieg die Arbeitslosigkeit auf 5,4 Prozent. Die Berücksichtigung von Kriegsflüchtlingen, von denen im Juni 143.000 und im Juli fast 220.000 arbeitslos gemeldet waren, hat einen erheblichen Anteil am Wachstum der Arbeitslosigkeit. Zum Vergleich: Bereits vor Kriegsausbruch waren in Deutschland rund 8.000 ukrainische Staatsbürger arbeitslos. Bereits im Juni hatte das Arbeitsamt mitgeteilt, dass die Zahl der arbeitslosen Ukrainer auf 400.000 steigen könnte.
„Wir gehen davon aus, dass die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in der Arbeitsmarktstatistik in den kommenden Monaten weiter steigen wird“, teilte das Arbeitsamt nun mit. Er fügte hinzu, dass trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit die Situation auf dem Arbeitsmarkt stabil sei und es keine Anzeichen für einen möglichen Rückgang gebe.
Per Juli registrierte das Arbeitsamt 360.000 Ukrainer als erwerbsfähige Personen, was einem monatlichen Zuwachs von etwa 93.000 entspricht. Allerdings stufte das Amt im Juli 176.000 Ukrainer offiziell als arbeitslos ein, weil der Rest in Integrations-, Sprach- oder Umschulungskursen ist, auf den Berufseinstieg wartet oder unterbeschäftigt ist, wenn er nicht ausreichend an die Arbeit gewöhnt ist.
In Umfragen sehen Arbeitgeber ukrainische Flüchtlinge als Chance, Fachkräfte einzustellen, und stufen die Chancen der Flüchtlinge auf einen Arbeitsplatz daher als gut ein. Das Problem sind jedoch unzureichende Deutschkenntnisse, die Ukrainer daran hindern, qualifizierte Jobs wie in ihrem Heimatland zu bekommen.
Laut einer Ende Juli veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts sind 26 Prozent der Ukrainer bereit, auch in Positionen zu arbeiten, die unter ihrer Qualifikation liegen. Weitere sechs Prozent der Befragten gaben an, solche Arbeiten bereits durchzuführen oder demnächst durchzuführen. 16 Prozent der Ukrainer haben laut Ifo einen Job entsprechend ihrer Qualifikation gefunden, weitere 26 Prozent wollen sich einen Job auf diesem Niveau suchen. 16 Prozent der Befragten schätzen ihre Chancen auf einen Job in Deutschland als gering ein, wollen sich aber trotzdem um einen Job bemühen. Weitere zehn Prozent haben kein Interesse an einer Arbeit.
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