Das millionenschwere Geschäft mit Umweltkriminalität – 22.10.2022

Das Multimilliarden-Dollar-Geschäft der Umweltkriminalität: Interpol schätzt, dass kriminelle Organisationen Hunderte von Milliarden Dollar verdienen, wenn sie weltweit gegen Umweltgesetze verstoßen. Je knapper die natürlichen Ressourcen, desto brutaler das Geschäft: „Die Brutalität und Profite rund um Umweltverbrechen sind kaum vorstellbar Forscher seit 28 Jahren. Seit sechs Jahren vertritt er Deutschland im Bereich Umweltkriminalität von Interpol.

Braun versucht, die Aufmerksamkeit der deutschen Behörden auf das Thema zu lenken, etwa mit Berichten über Dörfer in Peru, die sich der Abholzung widersetzten und von Kartellen zerstört wurden, oder über illegale Fischereiflotten, die Matrosen über Bord werfen, um sie nicht bezahlen zu müssen. Und betont, dass solche Produkte auch in Deutschland ankommen.

Es gibt viele Arten von Umweltverbrechen: illegales Einbringen von Stoffen in die Luft, ins Wasser oder in den Boden, illegaler Handel mit Wildtieren, illegaler Holzeinschlag und illegale Abfallentsorgung. Kein Bereich der Natur scheint sicher.

Für internationale kriminelle Organisationen bedeutet es vor allem ein lukratives Geschäft. Nach Daten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2016 hat allein der illegale Abfallmarkt Gewinnmargen von 10 bis 12 Milliarden Dollar pro Jahr. Denn sachgerechte Entsorgungskosten werden eingespart, da Lizenzen nicht bezahlt werden. Ein Geschäft, das für Kriminelle interessanter geworden ist als der lukrative Drogenhandel.

Holz ist das neue Gold

Auch die Gewinne aus illegalem Holzeinschlag nahmen zu. Tropenholz, das zum Beispiel im Yachtbau verwendet wird, ist rar und sehr gefragt. Katharina Lang, Projektleiterin Waldkriminalität beim WWF Deutschland, kritisiert, dass der Verbraucher nicht sicher sein kann, ob das Holz im gekauften Produkt illegal geerntet wurde oder nicht.

Laut einer Studie des VDI Technologiezentrums aus dem Jahr 2021 macht der illegale Holzeinschlag bis zu 30 % der weltweiten Aktivitäten in der Forstwirtschaft aus. In Tropenholz produzierenden Ländern erreicht er 90 %.

Das deutsche Holzhandelsgesetz, das einen Ursprungsnachweis festlegt, sollte diesem Problem ein Ende bereiten. Allerdings ist auch dieses Zertifikat oft gefälscht. Das hat der WWF mehrfach bewiesen. Das sogenannte „Schnäppchen“ entpuppt sich als minderwertiges Altholz, das aber als Bangkirai-Holz aus Vietnam deklariert wird.

Deshalb forciert der WWF Deutschland die Isotopen-Signatur-Methode. Es ist eine Art genetischer Fingerabdruck des Holzes, der den Behörden wichtige Informationen liefert.

Die Zusammenarbeit mit NGOs ist Interpol-Ermittlerin Sasa Braun sehr wichtig. In vielen Ländern wird diese Arbeit jedoch nicht gut gesehen. Vor allem dort, wo Korruption verschiedene Positionen dominiert und deren Behörden in kriminelle Netzwerke verwickelt sind.

Drittgrößtes Verbrechen der Welt

Nach Schätzungen von Europol erwirtschaften Umweltkriminalität jährlich zwischen 110 und 280 Milliarden Dollar an illegalen Profiten. Umweltkriminalität ist derzeit nach Drogenhandel und Produktpiraterie das drittgrößte Verbrechen der Welt.

Schon die große Streuung der Schätzungen zeigt, dass die Dunkelziffer sehr hoch sein dürfte. Schließlich kann die Natur im Gegensatz zu anderen Verbrechen keine Anzeige erstatten.

„Das hat sicherlich damit zu tun, dass wir von Kontrollverbrechen sprechen, wenn wir von Umweltkriminalität sprechen. Das bedeutet, dass Fälle von Umweltkriminalität oft nicht ans Licht kommen. Sie werden nur entdeckt, wenn die Kontrollen bewusst und bewusst durchgeführt werden. ganz konkret“, erklärt Moritz Klose, Direktor des WWF-Wildtierprogramms.

Aus diesem Grund ist die organisierte Kriminalität bisher zuversichtlich, dass ihre Umweltverbrechen nur selten aufgedeckt werden, und selbst wenn dies der Fall ist, werden die Strafen mild sein.

Mangel an politischem Willen

In Deutschland ist eines der Probleme der Fachkräftemangel in der Branche. Klose vom WWF gibt der DW ein Beispiel: „Vor einigen Jahren hatten wir eine Umweltkriminalitätsstelle im nordrhein-westfälischen Staatssekretariat für Umwelt. Das hat sehr gut funktioniert, aber jetzt wurde diese Einheit aus politischen Gründen geschlossen.“ , Erklären.

Das Bundesland Brandenburg im Osten des Landes verfügt als einziges über eine auf Umweltkriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft. Aber auch Personalmangel wird beklagt. In jedem Fall würden Einsatzzentren in ganz Europa benötigt, ebenso wie Investitionen in die Ausbildung von Richtern, Staatsanwälten, Polizei und Zoll in Umweltkriminalität.

Sasa Braun von Interpol argumentiert, dass Umweltverbrechen die gleichen Ermittlungsressourcen haben sollten wie andere schwere Verbrechen: verdeckte Ermittler, Abhören, GPS-Ortung und Überwachung. Nur so könne der organisierten Umweltkriminalität begegnet werden.

„Es wird immer noch oft als Ordnungswidrigkeit und nicht als Verbrechen gegen unsere Zukunft angesehen“, resümiert Braun gegenüber der DW.

Neues EU-Umweltstrafrecht

Es wird erwartet, dass das neue Umweltstrafrecht der Europäischen Union, das die alte Richtlinie von 2008 ersetzen soll, effektiver im Kampf gegen Umweltkriminalität sein wird.

Auch EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius sieht großen Verbesserungsbedarf: „In Europa gibt es oft keine wirkliche Strafe für Umweltverbrechen. Täter kommen manchmal damit durch und es gibt wenig Anreiz, sich an die Gesetze zu halten. Das wollen wir ändern,“ “ er sagt.

Doch Deutschlands führende Umweltverbände befürchten, dass das neue Strafrecht nicht so hart ist, wie es sein sollte. In einem offenen Brief an Bundesjustizminister Marco Buschmann fordern sie Deutschland auf, das Gesetz nicht zu lockern.

Einer der Kritikpunkte ist die Unterstützung Deutschlands für einen Vorschlag der Europäischen Kommission, der eine niedrigere Höchststrafe für schwere Umweltdelikte durch natürliche Personen und niedrigere Bußgelder für juristische Personen, also Unternehmen, vorsieht.

„Erträge aus einem Umweltdelikt sollten systematisch beschlagnahmt werden. Das würde die Schuldigen härter bestrafen“, sagt Umweltanwalt Stephan Sina im Gespräch mit der DW.

Mitte 2023 will die Europäische Union das neue Umweltstrafrecht verabschieden.

Autorin: Bettina Stehkamper

Helene Ebner

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