Der US-Regierung läuft im Streit um die Schuldenobergrenze die Zeit davon, was bei Händlern Anlass zur Sorge gibt. Unterdessen schließt die US-Notenbank weitere Zinserhöhungen nicht kategorisch aus.
Die Aktienmärkte stehen unter dem Zeichen des Schuldenstreits in den Vereinigten Staaten. Der Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze steht im Fokus der Anleger. Obwohl der Tag der Insolvenz – spätestens Mitte Juni – immer näher rückt, ist eine Einigung noch nicht erzielt. Die Ratingagentur Fitch rechnet damit mit einer Verschlechterung der Reputation des Landes. Nachdem das Thema lange Zeit ignoriert wurde, sorgt es nun für einen starken Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten. Eine Nichtzahlung hätte verheerende Folgen. Unterdessen sorgte das Protokoll der Fed-Sitzung für zusätzliche Unsicherheit am Aktienmarkt. Demnach schließen die Währungshüter weitere Zinserhöhungen nicht aus, bestimmen aber die Entwicklung der Inflations- und Arbeitsmarktdaten. Daher ist der Schweizer Marktindex (SMI) deutlich gesunken. Die Privatbank Julius Bär enttäuschte unterdessen mit neuen Mittelzuflüssen und Margenveränderungen im ersten Quartal. Ypsomed konnte hingegen gute Nachrichten vermelden. Das Medizintechnikunternehmen konnte im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr seinen operativen Gewinn verdoppeln. Neu profitieren die Aktionäre von einer Erhöhung der Dividende von 0,60 auf 1,30 Franken. Seit der Ergebnissaison steht Vontobel in den Schlagzeilen: Zeno Staub, der langjährige CEO, wird die Bank im Jahr 2024 verlassen.
Nvidia ist im Aufwind. Die Tech-Branche liebt trendige Themen. Nach der Cloud oder dem Metaversum ist nun die künstliche Intelligenz (KI) mit ihrem Avatar ChatGPT an der Reihe. Profiteure sind neben Branchenriesen wie Microsoft oder Google auch Unternehmen wie der Chipspezialist Nvidia. Dank seiner leistungsstarken Technologie für maschinelles Lernen verfügt es über einen „First-Mover“-Vorteil. Im ersten Quartal, das Ende April endete, verzeichnete Nvidia im Jahresvergleich einen deutlichen Gewinnanstieg von 26 % auf 2,04 Milliarden US-Dollar. Für das laufende Quartal liegt die Umsatzprognose des Unternehmens fast doppelt so hoch wie die Erwartungen der Analysten. Dies spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Der Titel ist nach Veröffentlichung der Zahlen tatsächlich um 29 % auf ein Rekordhoch von 394 US-Dollar gestiegen. Der Betrieb weist seit Jahresbeginn eine Steigerung von 160 % auf.
Die Schwäche des Yen stimuliert den japanischen Aktienmarkt. Der Nikkei notiert bei 31.000, dem höchsten Stand seit 1990. Im Vergleich zum Jahresanfang ist Japans Leitindex um fast 19 % gestiegen. Im Vergleich dazu ist der US-amerikanische S&P 500 um 8 % gestiegen, der SMI um knapp über 5 %. Neben der starken wirtschaftlichen Entwicklung Japans ist die beste Performance des Nikkei vor allem auf seine schwache Währung zurückzuführen. Im Vergleich zum Schweizer Franken ist der Yen so günstig wie Anfang der 1980er Jahre, was die Performance relativiert. In Schweizer Franken gerechnet beträgt die Steigerung gegenüber dem Vorjahr „nur“ 9 %.
Die Unternehmen sind pessimistisch. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe in Europa fiel im Mai um 1,2 Punkte auf 44,6 Punkte. Auch bei den Dienstleistern trübt sich die Stimmung. Auch hier ist die Verschiebung des zyklischen Bremseffekts steigender Zinsen sichtbar. Dies ist auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen; Durch die Ersparnisse der Verbraucher bleibt der Konsum in diesem Zeitraum stabil. Zudem profitieren viele Unternehmen von gut gefüllten Auftragsbüchern nach den damaligen Lieferschwierigkeiten. Allerdings lassen diese Effekte nach. Daher bleiben die Risiken einer Rezession im Euroraum hoch.
Die Leitzinsen ändern sich nicht. Die People’s Bank of China (PBoC) hat beschlossen, den einjährigen Kreditzinssatz (LPR) neun Monate lang unverändert bei 3,65 % und den fünfjährigen Kreditzinssatz bei 4,3 % zu belassen. Angesichts des Endes der Inflation (April: +0,1 %) und der letzten unbefriedigenden Indikatoren des chinesischen Industriesektors rechnen Analysten weiterhin mit einer Reduzierung des Geschäftsbankreservesatzes (RRR) im Laufe des Jahres.
Wochendiagramm
Der DAX erreichte ein Rekordhoch von 16.300 Punkten. Der deutsche Leitindex ist seit Jahresbeginn um 17 % gestiegen. Seit 2000 hat sich sein Wert sogar verdoppelt. Grundsätzlich ist diese Entwicklung schwer nachvollziehbar. Obwohl die anhaltende Inflation und die hohen Zinsen die Wirtschaft stark belasten, sind die Anleger optimistisch. Sie warten auf eine „sanfte Landung“ der Wirtschaft und die bevorstehenden Zinssenkungen der Zentralbanken. Auch im Hinblick auf den Schuldenstreit in den USA sind sie optimistisch. Die Angst, etwas zu verpassen, dominiert also derzeit den Aktienmarkt, kann aber auch zu Enttäuschungen führen.
EIN GROSSER PLAN
Oh, was für ein Schock, die Rezession! Die deutsche Wirtschaft schrumpfte von Januar bis März um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal und markierte damit den zweiten Rückgang in Folge. Deshalb befindet sich Deutschland derzeit in einer (technischen) Rezession.
DAS PROGRAMM
Schweizer Wirtschaftswachstum. Am 30. Mai veröffentlicht das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) seine Schätzungen zum Schweizer Wirtschaftswachstum im ersten Quartal.
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