Deutschland: Russland ist eine Bedrohung und China ist Partner und Rivale zugleich

Berlin – Das heutige Russland wird auf absehbare Zeit die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit im euroatlantischen Raum bleiben. Das berichtet der deutsche Nationale Sicherheitsdienst Strategie, das heute von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz beschlossen wurde. Die Strategie beschreibt China als systemischen Partner, Konkurrenten und Rivalen. Zu den Bedrohungen und Herausforderungen, vor denen Berlin steht, sagte Scholz auf einer Pressekonferenz, dass Deutschland ein starkes Land sei.

„Das politische und sicherheitspolitische Umfeld in Deutschland erlebt einen Wendepunkt, wir erleben eine historische Wende. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine verstößt gegen das Völkerrecht und das europäische Sicherheitsabkommen. Das heutige Russland wird die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit darstellen.“ „Wir werden auf absehbare Zeit den euro-atlantischen Raum schützen“, heißt es in der Sicherheitsstrategie.

Gleichzeitig stellt die Strategie sicher, dass weder Deutschland noch die NATO eine Feindseligkeit oder gar Konfrontation mit Russland wollen. „Im Bündnis sind wir jedoch bereit und in der Lage, unsere Souveränität, Freiheit und unsere Verbündeten zu verteidigen“, heißt es in dem Dokument, in dem Deutschland am Prinzip der kollektiven Verteidigung innerhalb der NATO festhält. „Wir halten an dem Versprechen der gegenseitigen Hilfe gemäß Artikel Fünf des Nordatlantikvertrags fest“, heißt es in der Strategie. Der genannte Artikel bedeutet, dass ein Angriff gegen ein Mitglied der Allianz als Angriff gegen alle gilt.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wies auf die Wechselwirkungen zwischen Sicherheit und Energie hin. „Deshalb beenden wir unsere Abhängigkeit von Energie aus Russland. Für jeden Kubikmeter russisches Gas haben wir das Zwei- bis Dreifache unserer nationalen Sicherheit bezahlt“, sagte er.

Das Dokument weist darauf hin, dass die gegenwärtige Zeit mit einer Zunahme der Multipolarität einhergeht, wenn einige Staaten versuchen, die internationale Ordnung entsprechend ihren Interessen und Ideen zu ändern. „In dieser internationalen Situation ist China ein systemischer Partner, Konkurrent und Rivale“, heißt es in der Strategie.

Baerbock machte in der heutigen Pressekonferenz auch auf die Bedrohung aus China aufmerksam. „Die Sicherheit besteht darin, dass man Medikamente in der Apotheke bekommen kann, und auch darin, dass China einem nicht zuhört, wenn man seinen Freunden Textnachrichten schickt“, sagte er. Um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, bedarf es daher einer integrierten Anstrengung, so Baerbock.

Zu den Beziehungen zu China sagte Scholz, Berlin wolle die Beziehungen zu Peking nicht abbrechen, sondern Risiken wie eine übermäßige Abhängigkeit von Rohstoffen reduzieren. „Hier geht es nicht um Trennung, sondern um Risikominderung“, sagte er. Seiner Meinung nach ist Chinas Beteiligung an den Weltmärkten wichtig, ebenso wie das Sicherheitsgleichgewicht.

Im Fall Chinas weist die Strategie darauf hin, dass das asiatische Land häufig gegen deutsche Interessen und Werte verstößt. „China nutzt seine Wirtschaftskraft bewusst zur Erreichung politischer Ziele. Gleichzeitig bleibt China ein Partner, ohne den viele globale Probleme und Krisen nicht gelöst werden können. Und gerade in diesen Bereichen müssen wir die Möglichkeiten und Chancen der Zusammenarbeit nutzen.“ heißt es in dem Dokument.

Auch die Bundesregierung arbeitet an einer separaten Strategie für den Zugang zu China. Es ist nicht klar, ob es im Juli vor den Feiertagen fertig sein wird. „Wenn es passiert, passiert es. Aber es wird bald soweit sein“, fügte die Kanzlerin hinzu.

Laut Scholz ist Deutschland ein Land, das stark genug ist, um die Herausforderungen und Risiken zu bewältigen, vor denen es steht. Und eine Sicherheitsstrategie kann dabei helfen. „Es ist eine ungewöhnliche, aber wichtige Entscheidung“, sagte Scholz über das genehmigte Dokument.

Die Berliner Regierung betrachtet das deutsche Militär als tragende Säule der konventionellen Verteidigung Europas

Die Scholz-Regierung hat heute die nationale Sicherheitsstrategie Deutschlands verabschiedet, die Verteidigungsausgaben in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorsieht. Das für Deutschland einzigartige Konzept sieht zudem vor, dass das deutsche Militär die tragende Säule der konventionellen Verteidigung Europas und der Unterstützung der Alliierten sein wird. Laut dem Dokument, das ČTK vom Regierungsamt erhalten hat, basiert die Strategie auf drei Elementen: Verteidigungsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit.

„Mit der umfassenden Sicherheitspolitik versucht die Bundesregierung, alle Mittel und Instrumente zu verbinden und zu vernetzen, um unsere Sicherheit gegen Bedrohungen von außen zu stärken“, heißt es in den Regierungsunterlagen.

Die Schaffung eines Sicherheitsrats wird in dem Dokument jedoch nicht erwähnt, die zuständigen Ministerien müssen hinter konkreten Maßnahmen stehen. „Die Bundesregierung wird die Fortschritte bei der Umsetzung der (Maßnahmen) regelmäßig überprüfen“, heißt es in dem Material weiter.

Nach Angaben der Regierung wird die Sicherheit des Landes durch drei Dimensionen gewährleistet. Eine davon ist die Verteidigungsfähigkeit, die den Fortbestand des Lebens in Frieden und Freiheit gewährleisten soll. „Deshalb unterstützen wir unbeirrt die NATO und die EU und stärken die Bundeswehr in ihrer zentralen Aufgabe, das Land und seine Verbündeten zu verteidigen“, sagte die Regierung und betonte die Militärausgaben in Höhe von zwei Prozent des BIP. Die NATO-Staaten haben sich bereits zu solchen Investitionen verpflichtet, aber Deutschland muss dieses Ziel wie andere Länder, darunter auch die Tschechische Republik, noch erreichen.

Im Rahmen der Resilienz, die die Regierung als eine weitere entscheidende Dimension der nationalen Sicherheitsstrategie bezeichnet, will Deutschland sein demokratisches Establishment besser vor illegitimen äußeren Einflüssen schützen. Es verweist auch auf die Grundsätze des Völkerrechts und der UN-Charta. Dem Dokument zufolge besteht ein Teil des Aufbaus von Resilienz darin, die einseitige Abhängigkeit von Rohstoffen und Energie durch die Diversifizierung der Lieferantenbeziehungen und den Aufbau strategischer Lagerbestände zu verringern. „Wir werden auch unsere Cyber- und Weltraumsicherheit stärken“, sagte die Bundesregierung.

Die dritte Grunddimension ist die Nachhaltigkeit, für die die Bundesregierung durch die Bekämpfung der Klimakrise, die Stärkung der Welternährungssicherheit und den Aufbau von Anti-Pandemie-Prävention sorgen will.

Die Strategie nennt eine Reihe konkreter Maßnahmen. Dazu gehören neben Investitionen in die Streitkräfte, die dem Dokument zufolge im „mehrjährigen Durchschnitt zwei Prozent des BIP“ erreichen werden, unter anderem der Ausbau von Cyberkompetenzen, die Stärkung des Spionageschutzes und Sabotage. oder ein Fokus auf ferngesteuerte Präzisionswaffen.

Deutschland erachtet den Schutz des Weltraums und der Weltrauminfrastruktur, einschließlich Raumfahrtausrüstung, Satellitenkommunikation und Bodenstationen, als wichtig.

Das Dokument befasst sich auch mit dem Thema Migration. Für die Bewältigung von Migrationskrisen sind laut Berlin die spezifischen Migrationsverbände der Europäischen Union sowie bilaterale Abkommen mit den Herkunftsländern der Migranten zur Ermöglichung von Abschiebungen notwendig.

Nach Angaben des Finanzministers wird Deutschland im nächsten Jahr zwei Prozent des BIP für die Armee ausgeben

Bis 2024 wird Deutschland einer Verpflichtung der Mitglieder des Nordatlantischen Bündnisses nachkommen, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Das gab Bundesfinanzminister Christian Lindner heute auf einer Pressekonferenz bekannt.

„Nächstes Jahr, also 2024, werden wir das Ziel der Allianz erreichen“, sagte Lindner. Gleichzeitig erklärte Scholz im vergangenen Februar nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine den Bundestagsabgeordneten, dass Deutschland „von nun an jedes Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren wird“.

Allerdings hat Deutschland, wie auch andere verbündete Staaten, dieses Ziel bisher nicht erreicht, obwohl es die Ausgaben für Waffen erhöht hat. Für dieses Jahr werden Investitionen in die Armee in Höhe von 1,6 Prozent des BIP erwartet.

Die Journalisten der Pressekonferenz interessierten sich dafür, was genau der erwähnte mehrjährige Durchschnitt von zwei Prozent des BIP bedeutet. Lindner sagte, diese Formulierung beruhe auf einem speziellen Rüstungsfonds in Höhe von 100 Milliarden Euro (2,4 Billionen CZK), den Deutschland zur Modernisierung der Armee nach der russischen Invasion geschaffen habe. Das Gesetz zu diesem Fonds sieht vor, dass Deutschland mit Hilfe dieser Mittel im Durchschnitt mehrerer Jahre für maximal fünf Jahre Verteidigungsausgaben von zwei Prozent des BIP erreichen wird.

„Ein mehrjähriger Durchschnitt bedeutet, dass wir nicht in einem oder zwei Jahren, sondern in zwei Jahren durchschnittlich zwei Prozent erreichen werden“, sagte Lindner. Laut Lindner ist der Grund für die Verwendung des Durchschnitts einfach: Er hängt mit den Investitionszyklen im Militär zusammen. „In einem Jahr werden wir deutlich über zwei Prozent liegen, in einem anderen Jahr darunter“, fügte er hinzu.

Das Ziel, mindestens zwei Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben auszugeben, wurde von den NATO-Mitgliedstaaten auf dem walisischen Gipfel im Sommer 2014 festgelegt. Sie reagierten auf die veränderte Sicherheitslage nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel durch Russland. und die Spannungen an der Ostflanke des Bündnisses nahmen aufgrund des Verhaltens Moskaus erheblich zu.

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Eckehard Steinmann

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