Bertha Z. (78) hat das Telefonat beendet und lächelt. Es tat ihm gut, seiner Tochter zuzuhören. Die deutsche Rentnerin aus Stuttgart hat im Bonavita-Zentrum im slowakischen Pohronské Ruskov, etwa 910 Kilometer von ihrem früheren Wohnort entfernt, ein zweites Zuhause gefunden, das sie manchmal vermisst.
Als der Deutsche Artur Frank vor sieben Jahren im südslowakischen Číčov das erste Heim für deutsche und österreichische Senioren eröffnete, wusste er noch nicht, worauf er sich einließ.
Frank, Gründer und Inhaber des Unternehmens Senior Palace, weiß nicht genau, wie vielen Menschen er während seines langjährigen Aufenthalts in Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Polen geholfen hat. „Allerdings kann ich sagen, dass das Interesse deutlich zunimmt.“ Nach Angaben der Bild-Zeitung haben in fünf Jahren doppelt so viele Deutsche über 65 die Slowakei zum Ausruhen gewählt: von 307 auf 615.
Deutsche ältere Menschen ziehen zunehmend in ausländische Zentren, da die Kosten für diese Pflege in Deutschland hoch sind. Aus diesem Grund bauen einige private Gesundheitsdienstleister direkt Häuser für deutsche Senioren im Ausland.
Auch die gesetzliche Krankenkasse prüft, ob sie ihre Kunden lieber außerhalb Deutschlands betreuen möchte. Gleichzeitig ist es den gesetzlichen Krankenkassen aufgrund der EU-Gesetzgebung nicht gestattet, Verträge mit ausländischen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen abzuschließen. Im Jahr 2011 lebten 7.200 deutsche Männer und Frauen in ungarischen Pflegeheimen, davon lebten 3.109 bis ins hohe Alter in Tschechien.
Nach Angaben der Behörden können sich mehr als 400.000 deutsche Senioren mit ihrer Rente die steigenden Lebenshaltungskosten nicht leisten. Ihre Zahl wächst jährlich um fünf Prozent.
Experten warnen vor einer tickenden Zeitbombe: Die Zahl der Deutschen, die sich eine Behandlung oder Pflege zu Hause nicht leisten können, steigt. Ulrika Mascher von der Nichtregierungsorganisation Deutscher Sozialverband (VdK) sagte der britischen Zeitung The Guardian: „Wir können nicht zulassen, dass Menschen, die durch ihre harte Arbeit den deutschen Wohlstand aufgebaut haben, auf den Knien ins Ausland geschickt werden. Das ist unmenschlich.“
„Rentner exportieren?“
Die älteren Deutschen selbst sagen, dass sie keine Wahl hätten, da in manchen Ländern die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger seien, während das Pflegeniveau höher sei als in der Bundesrepublik.
Doch viele gaben zu, dass ihnen Deutschland nicht besonders gefiel. Einige deutsche Verbände und auch Teile der Medien haben den „Rentnerexport“ bereits scharf angegriffen.
Artur Frank hält eine solche Meinung jedoch für weit hergeholt. „Viele von ihnen sind aus freien Stücken oder aufgrund der heiklen Entscheidung ihrer Familien hier. Sie wissen sehr gut, wo es älteren Menschen besser geht“, sagte er im Fernsehsender SAT 1.
Auch wenn es in Mitteleuropa „brutzelt“, ist es mit dem Mittelmeer noch lange nicht auf Augenhöhe: Es bietet deutschen und österreichischen Rentnern zusätzliche Sonnenstrahlen.
„Seit mehr als dreißig Jahren ziehen deutsche Rentner nach Spanien und Frankreich. Ungarn und die Slowakei sind immer noch die Neulinge. Noch interessanter ist das rasante Wachstum des aktuellen Interesses“, schließt Frank.
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