Wirtschaft, Klimapolitik und Menschenrechte dominierten die sechsten Regierungskonsultationen zwischen Deutschland und China. Die Regierungen der beiden Länder haben am Mittwoch (28.4.) über die künftigen Beziehungen diskutiert, mehrere Ministerien vereinbarten eine Stärkung der Zusammenarbeit.
Zu Beginn des virtuellen Treffens hob Bundeskanzlerin Angela Merkel die unterschiedlichen Positionen der beiden Länder zu Hongkong hervor. Er sagte, er wolle den Menschenrechtsdialog mit Peking wieder aufnehmen.
Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang machte auf gemeinsame Anstrengungen zur Bekämpfung des Coronavirus und den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit aufmerksam. Er betonte, dass der bilaterale Handel trotz der Pandemie weiter gewachsen sei.
Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten ist ein fließender Dialog möglich, solange die Kommunikation auf dem Prinzip der „Nichteinmischung“ basiert. Doch Konflikte zwischen den beiden Seiten tauchen immer mehr auf. Jüngstes Beispiel: Am vergangenen Freitag, 23. April, hat der Bundestag einem Gesetz gegen den chinesischen Riesen Huawei zugestimmt. Die Beteiligung am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland wird dem Unternehmen zwar nicht untersagt, aber große Hürden gesetzt. Zuvor hatte Pekings Botschafter in Berlin, Wu Ken, offen gedroht, dass Peking „es nicht tun würde“. inaktiv bleiben“, wenn Huawei ausgeschlossen wurde.
Ob die massive Verfolgung der uigurischen Minderheit in Xinjiang, die Unterdrückung der demokratischen Bewegung in Hongkong, Pekings aggressive Haltung im Südchinesischen Meer oder die Drohungen gegen Taiwan: Es gibt immer mehr Konfliktquellen mit China.
Gleichzeitig florieren die Wirtschaftsbeziehungen. China war 2019 zum vierten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Deutsche Autohersteller verkaufen in China mehr Fahrzeuge als auf ihrem Heimatmarkt.
Vom Partner zum Rivalen
Die Beratungen mit der deutsch-chinesischen Regierung laufen über zehn Jahre und wurden von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiiert. Inzwischen hat sich die Stimmung in Berlin und anderen westlichen Hauptstädten jedoch deutlich verändert.
Die EU-Kommission hat China im März 2019 als „Rivalensystem“ anerkannt und die Kombination aus wirtschaftlichem Erfolg und autoritärer Herrschaft macht es auch zu einem Exportgut für Despoten in aller Welt.
Washington spielt eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen Deutschland und China. Diesmal aufgrund der wachsenden Großmachtrivalität zwischen den USA und China. Interdependenzen werden im neuen geoökonomischen Denken als Risiko gesehen: Sie können gegen den Partner verwendet werden. Deshalb ist der Begriff „Entkopplung“ so populär geworden.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der chinesische Staatschef Xi Jinping sprachen vor Regierungskonsultationen Anfang April telefonisch. Die deutsche Seite sagte nach dem Gespräch, Merkel betonte die Bedeutung des Dialogs, „auch bei den Themen, bei denen es Meinungsverschiedenheiten gibt“. Dazu gehören in erster Linie die Menschenrechte.
Tischtennis mit Strafen
Im März verhängte die EU erstmals seit 1989 Sanktionen gegen China wegen Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Xinjiang, der Heimat uigurischer Muslime. Im Gegenzug hat China Sanktionen gegen Wissenschaftler und Mitglieder des Europäischen Parlaments verhängt. Dasselbe Parlament muss jedoch das Ende letzten Jahres unterzeichnete Investitionsschutzabkommen zwischen der EU und China nach siebenjährigen Verhandlungen noch verabschieden. Für Deutschland war dieses Abkommen ein großer Erfolg seiner EU-Ratspräsidentschaft. Chinesische Sanktionen machen ihre Zustimmung durch EU-Parlamentarier fragwürdig.
Pekings Beziehung zu den Uiguren ist ein weiterer Dynamit: Die USA haben einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking zur Sprache gebracht, Berlin schweigt vorerst. „Im Sport gibt es Autonomie“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums Anfang April. Darüber hinaus wird der Bundestag Mitte Mai debattieren, ob der Umgang mit Uiguren als „Völkermord“ bezeichnet werden soll.
Die Beziehungen sind kompliziert, und dies spiegelt sich in den zwischenstaatlichen Konsultationen wider. In einigen Politikfeldern wie dem Klimaschutz ist China ein wichtiger Kooperationspartner. Sie sind aber auch ein wirtschaftlicher Konkurrent und ein ambitionierter Konkurrent im Bereich der Zukunftstechnologien wie der Künstlichen Intelligenz. Und es ist ein systemischer Rivale, der sich auch in einem Supermachtkonflikt mit Deutschlands transatlantischen Verbündeten befindet.
Alleine ist es schwer, solch schwierige Beziehungen zu meistern, und dafür wäre ein Konzert europäischer Länder das Beste.
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