Anthony Blinken: Treffen mit der Bundesregierung zur Ukraine-Krise – 20.01.2022

Der US-Außenminister Antony Blinken besucht an diesem Donnerstag (20.01.) Berlin, wo er seine diplomatische Arbeit fortsetzt, um zu versuchen, die Spannungen mit Russland über die Ukraine zu lösen.

Der US-Außenminister Antony Blinken besucht an diesem Donnerstag (20.01.) Berlin, wo er seine diplomatische Arbeit fortsetzt, um zu versuchen, die Spannungen mit Russland über die Ukraine zu lösen.

Marcio Damasceno, RFI-Brasilien-Korrespondent in Berlin

Nachdem Blinken gestern mehr militärische und wirtschaftliche Unterstützung für Kiew gesichert hat, kommt er in einem Deutschland an, das sich geweigert hat, Waffen an die Ukrainer zu schicken. Doch innerhalb der deutschen Regierungskoalition wird das Thema zunehmend in Frage gestellt.

Höchstwahrscheinlich wird sich Berlin jedoch dazu verpflichten, im Falle einer Invasion der Ukraine Vergeltungsmaßnahmen gegen Moskau zu ergreifen, indem es die umstrittene Pipeline Nord Stream 2, die russisches Gas über die Ostsee nach Deutschland bringen soll und von Washington immer kritisiert wurde, stilllegt.

Bei seinem Besuch in Kiew am Tag zuvor versprach Blinken, die Fähigkeit der Ukraine zu stärken, sich vor einer möglichen russischen Invasion zu schützen. Die deutsche Führung hat bereits erklärt, keine Waffen in die ehemalige Sowjetrepublik zu schicken.

Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock haben bereits Waffenlieferungen an die Ukrainer ausgeschlossen. Scholz sagte am Dienstag, Deutschland sei seit Jahren von einer Strategie geleitet, keine tödlichen Waffen zu exportieren, und die derzeitige Regierung habe nicht die Absicht, diese Philosophie zu ändern.

Doch innerhalb der deutschen Regierungskoalition machen sich angesichts der aktuellen russischen Bedrohung bereits erste Zweifel an der Position Berlins breit.

Defensiver Waffendruck

Die verteidigungspolitische Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der liberalen FDP sagte in einem Interview mit der Deutschen Presse, die Regierung solle erwägen, Abwehrwaffen nach Kiew zu schicken. Die Liberalen bilden zusammen mit den Grünen und den Sozialdemokraten die Regierungskoalition.

Seit Jahren fordert die Ukraine Deutschland auf, Waffen zu schicken, um sich gegen die russische Aggression zu verteidigen. Der ukrainische Botschafter Andriy Melnyk schlug in einem Interview mit der deutschen Nachrichtenagentur DPA vor, Deutschland solle Kriegsschiffe zum Schutz der ukrainischen Küste entsenden. Er erinnerte auch daran, dass sein Land immer noch moderne Luftschutzsysteme brauche.

Kritiker glauben jedoch, dass Verteidigungswaffen wie Panzerabwehr- und Flugabwehrsysteme im Krieg offensiv und zum Töten eingesetzt werden können.

Die deutsche Position zum Streit Nord Stream 2-Rohr Es sieht so aus, als würde sich das ändern. Sowohl Scholz als auch seine Außenministerin Annalena Baerbock beginnen bereits öffentlich zuzugeben, dass sie erwägen, das Projekt einzustellen, das darauf abzielt, russisches Gas direkt durch die Ostsee nach Deutschland zu bringen.

Hatte sich die bisherige Regierung unter Angela Merkel geweigert, das Thema zu erörtern, so hat die Berliner Führung nun in den vergangenen Tagen bestätigt, dass sie die Initiative als Vergeltung im Falle eines Falles aussetzen kann die Aggression Russlands gegen die Ukraine.

Bisher halten die Sozialdemokraten an der Position der Vorgängerregierung fest, die Pipeline sei ein kommerzielles Projekt, das vor politischen Unruhen geschützt werden müsse. Doch Grüne und Liberale waren lange gegen das Projekt.

Die Gaspipeline ist bereits fertiggestellt, wurde aber aufgrund bürokratischer Probleme noch nicht in Betrieb genommen. Die Suspendierung von Nord Stream 2 wäre eine der Handlungsmöglichkeiten im Rahmen des Wirtschaftssanktionspakets gegen Moskau, das die Westmächte erwägen.

Allianz Verstärkung

Die Amerikaner erwarten von Antony Blinkens Besuch in Berlin eine unbestrittene Bestätigung der Loyalität der Bundesregierung als wichtiger Verbündeter Washingtons. Dieses Bündnis mit Berlin wurde von der Joe-Biden-Administration wiederholt bekräftigt.

Zu den Wünschen, die Blinken mitbringen muss, gehört die deutsche Unterstützung für die Wirtschaftssanktionen, die der Westen im Falle einer Invasion der Ukraine gegen Moskau verhängen will. Dazu gehört auch die Bitte, die Pipeline Nord Stream Two auszusetzen, die den Amerikanern seit einiger Zeit ein Dorn im Auge ist.

Die Fertigstellung des Projekts wäre nicht nur für Russland, sondern auch für Deutschland selbst mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden. Und die Vereinigten Staaten fordern zu Recht, dass Berlin seinen Teil des Opfers beisteuert.

Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte der deutschen Gasimporte über Pipelines aus Russland stammen. Und der Kreml ist sich dieser deutschen Abhängigkeit durchaus bewusst.

Aber Russlands Wirtschaft hängt auch von seinen Gasexporten ab, und Deutschland ist einer der Hauptabnehmer Russlands in diesem Sektor.

Helene Ebner

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