Ein prominenter Berliner Politiker wurde gewaltsam angegriffen und erlitt Kopf- und Nackenverletzungen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Dabei handelte es sich um einen erneuten Angriff auf gewählte Amtsträger, der Anlass zur Besorgnis über politische Gewalt in Deutschland gab.
Die Wirtschaftsdezernentin der Stadt, ehemalige Bürgermeisterin und ehemalige Bundesministerin Franziska Giphy, wurde am Dienstag bei einer Veranstaltung in einer Berliner Bibliothek von einem Mann angegriffen, der von hinten auf sie zukam und mit einer Tasche, die einen schweren Gegenstand enthielt, auf sie einschlug, teilte die Polizei mit.
Giffy wurde in ein Krankenhaus gebracht und wegen Nacken- und Kopfschmerzen behandelt, teilte die Polizei mit. Die Berliner Staatsanwaltschaft erklärte am Mittwochmorgen, sie habe den mutmaßlichen Täter identifiziert, nannte jedoch keine weiteren Details.
Berlins Bürgermeister Kai Wegner verurteilte den Angriff scharf.
„Wer Politiker angreift, greift unsere Demokratie an“, sagte Wegner laut dpa. „Wir werden es nicht dulden. Wir werden uns jeder Form von Gewalt, Hass und Unruhe entgegenstellen und unsere Demokratie schützen.“
Giffy schrieb auf Instagram: „Wir leben in einem freien und demokratischen Land, in dem jeder seine Meinung frei äußern kann (..) und selbst dann gibt es eine klare Grenze.“ Und das ist Gewalt gegen Menschen, die aus irgendeinem Grund und in irgendeiner Weise eine andere Meinung haben.
„Es gibt Grenzverletzungen, denen wir als Gesellschaft entgegentreten müssen“, fügte er hinzu.
Ein Kandidat der Partei von Bundeskanzler Olaf Scholz wurde letzte Woche in der Oststadt Dresden im Wahlkampf für die Wahlen zum Europäischen Parlament im nächsten Monat geschlagen und musste operiert werden.
Die Polizei nahm vier Verdächtige im Alter zwischen 17 und 18 Jahren fest und sagte, dieselbe Gruppe habe wenige Minuten vor dem Angriff auf Matias Ek einen Mitarbeiter der Grünen angegriffen. Mindestens einer der Teenager hatte Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen, sagten Sicherheitsbeamte.
Ebenfalls am Dienstag griffen zwei Personen in Dresden einen 47-jährigen Grünen-Politiker an, als er Wahlplakate platzierte, berichtet die dpa.
Die Vorfälle haben die politischen Spannungen in Deutschland angeheizt.
Regierungs- und Oppositionsparteien sagen, dass ihre Mitglieder und Unterstützer in den letzten Monaten einer Welle physischer und verbaler Angriffe ausgesetzt waren, und forderten die Polizei auf, den Schutz für Politiker und Wahlkundgebungen zu verstärken.
Einem Bericht des Europäischen Parlaments vom Februar zufolge gab es im Jahr 2023 insgesamt 2.790 Angriffe auf gewählte Volksvertreter. Die Grünen waren mit 1.219 Fällen überproportional betroffen, verglichen mit 478 Fällen bei der rechtsextremen Alternative für Deutschland. VPD 420.
Wütende Bauern hinderten den Grünen-Vizekanzler Robert Habeck im Januar mehrere Stunden lang daran, von der Fähre zu steigen, die ebenfalls Grünen-Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Kathryn Göring-Eckart, jedoch nicht. Er verließ letzte Woche eine Veranstaltung im Land Brandenburg, als ein wütender Mob sein Auto blockierte.
Bundesinnenministerin Nancy Fesser sagte am Dienstag nach einer Sondersitzung der 16 Innenminister der Bundesstaaten zum Thema Gewalt, dass Maßnahmen wie eine Verschärfung des deutschen Strafgesetzbuchs zur „härteren Bestrafung undemokratischer Handlungen“ in Erwägung gezogen würden.
Viele der Vorfälle ereigneten sich im ehemals kommunistischen Osten des Landes, wo die Regierung Scholz zutiefst unpopulär ist. Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums seien in diesem Jahr bisher 112 Wahldelikte registriert worden, darunter 30 Straftaten gegen gewählte Amtsträger oder Volksvertreter.
Mainstream-Parteien werfen der AfD Verbindungen zu gewalttätigen Neonazi-Gruppen und die Förderung eines politischen Klimas der Einschüchterung vor. Einer ihrer Anführer, Björn Hoke, steht nun wegen der Verwendung eines illegalen Nazi-Slogans vor Gericht.
Es wird erwartet, dass eine einwanderungsfeindliche und antieuropäische Integrationsalternative zu Deutschland im Herbst Sitze im Europäischen Parlament und bei Wahlen in Sachsen und zwei weiteren ostdeutschen Bundesländern gewinnen wird.
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