Brasilien in der deutschen Presse (09.07.) – 09.07.2022

Brasilien in der deutschen Presse (09/07) – Deutsche Medien beleuchten die schlimmsten Brände der letzten zehn Jahre im Amazonasgebiet und die Folgen der Umweltzerstörung sowie die unterschiedlichen Pläne von Lula und Bolsonaro für die Region. Spiegel Online – Die schlimmsten Brände seit mehr als zehn Jahren im brasilianischen Amazonasgebiet (31.08.)

Laut von der Regierung veröffentlichten Daten erreichten die Brände im brasilianischen Amazonas-Regenwald im August ihren höchsten Stand seit 2010. Auch der Brandrekord von 2019, der kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro weltweit für Bestürzung sorgte, wurde gebrochen.

Das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe), das Satellitendaten analysierte, verzeichnete am 30. August 31.513 Brände im Amazonas, was diesen Monat zum schlimmsten August seit 2010 machte, als 45.018 Brände registriert wurden. […]

Der Anstieg der Zahl der Brände fällt mit dem Wahlkampf im Oktober zusammen. Die beiden Hauptkandidaten haben völlig unterschiedliche Ansätze, wenn es um den Erhalt, die Nutzung und die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes geht.

Der frühere Präsident Lula, der die Umfragen anführt, kündigte an, den Schutz des Amazonas ernster nehmen und ein Ministerium für indigene Angelegenheiten schaffen zu wollen. Er kritisierte seinen rechten Konkurrenten Jair Bolsonaro dafür, dass er während seiner Amtszeit die Entwaldung im Amazonasgebiet den höchsten Stand der letzten 15 Jahre erreichen ließ.

Experten werfen Bolsonaro vor, den Umweltschutz in Brasilien zu schwächen und der illegalen Abholzung von Gebieten im Amazonas durch Holzfäller und Bauern den Weg zu ebnen.

Süddeutsche Zeitung – Altpräsident Lula tanzt mit Ureinwohnern (09/01)

Wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen besuchte Lula, der in den Umfragen vorne liegt, Manaus. In der Amazonas-Metropole tanzte der ehemalige Präsident auch mit indigenen Frauen, wie TV Globo zeigte.

Bei einem Treffen mit Führern indigener und sozialer Bewegungen sagte Lula, dass die Vielfalt der Region richtig untersucht und erforscht werden muss. Ziel ist es, Wohlstand für die Menschen in der Region und Nutzen für alle Menschen der Welt zu schaffen.

Anfang Oktober wird Lula den derzeitigen Präsidenten Jair Bolsonaro und einen Kandidaten zur Wiederwahl herausfordern. Während sich der frühere Staatschef mittlerweile als Vorreiter des Umweltschutzes präsentiert, sieht Bolsonaro das für das Weltklima so wichtige Amazonasgebiet vor allem als wirtschaftlich zu nutzendes Gebiet. Lula liegt in den Umfragen klar vorne, Bolsonaro hat zuletzt das Wahlsystem in Frage gestellt.

Bolsonaro hat vor wenigen Tagen beim größten Rodeo Lateinamerikas für die Stimmen der Bauern geworben. Er ritt beim Barretos Peão Festival auf einem Pferd, hielt eine Rede über die Bedeutung der Agrarindustrie und betete.

Neben konservativen Evangelikalen und der Waffenlobby gehören Brasiliens mächtige Grundbesitzer zu Bolsonaros prominentesten Unterstützern. Die Ideologie des Ex-Militärs wird oft mit den Worten „Ochse, Bibel und Kugel“ beschrieben.

Süddeutsche Zeitung – WWF warnt vor Folgen der Regenwaldzerstörung (05/09)

Die Umweltorganisation WWF Deutschland hat vor den schwerwiegenden Folgen der zunehmenden Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes für indigene Völker und das Weltklima gewarnt. „So wie die Bäume im Amazonas schrumpfen, sinkt auch die Lebensgrundlage der indigenen Völker“, sagte Roberto Maldonado, ein WWF-Experte, in einer Erklärung. […]

Die schlimmsten Brände seit fast fünf Jahren verwüsten den brasilianischen Amazonas. Im August wurden in der Region nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe), das Satellitendaten analysierte, 33.116 Brände registriert. Mehr Brände in einem Monat gab es zuletzt im September 2017. Im Monat August gab es sogar die schlimmsten Brände seit 2010.

Indigene Völker gelten als die besten „Wächter des Waldes“ im Kampf gegen Umweltschäden und Klimawandel. Laut WWF fanden nur 1,6 % der registrierten Entwaldung zwischen 1985 und 2020 auf indigenem Land statt. Etwa 20 % des heimischen Waldes wurden bereits zerstört. „Wenn wir den Amazonas verlieren, verlieren wir eine der größten Kohlenstoffreserven der Erde“, sagte Maldonado.

Die Waldbrandsaison in Brasilien findet zwischen Juni und Oktober statt. Bäume werden normalerweise gefällt und dann werden abgeholzte Gebiete verbrannt, um neues Weide- und Ackerland zu schaffen.

Das Thema könnte auch bei der Präsidentschaftswahl eine Rolle spielen. Jair Bolsonaro sieht im Amazonasgebiet vor allem wirtschaftliches Potenzial. Auf der anderen Seite versprach sein Gegner Lula, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Derzeit liegt Lula in den Wahlumfragen vorne.

Helene Ebner

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