Aktualisieren: 08.06.2022 05:58
Herausgegeben von: 08.06.2022, 05:58
Berlin – Die Einwohner Deutschlands müssen wegen des Rückgangs der russischen Gasversorgung ihren Energieverbrauch um mindestens 20 Prozent senken, um zu verhindern, dass dem Land im Dezember das Gas ausgeht. Das sagte Klaus Müller, der Chef der deutschen Netzregulierungsbehörde, im Interview mit der Welt am Sonntag.
Die russische Gazprom hat die Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 auf 20 Prozent ihrer Kapazität gedrosselt. Dies erhöhte den Druck auf Europas größte Volkswirtschaft, Gas für den Winter einzusparen. Laut Müller lässt sich die Verknappung in diesem Fall nur vermeiden, wenn die Verbraucher den Verbrauch um mindestens 20 Prozent reduzieren. In den anderen Szenarien drohen Gasknappheit im Dezember oder niedrige Lagerbestände am Ende der nächsten Heizperiode.
Deutschland soll laut Müller auch die Gasexporte in die Nachbarländer um 20 Prozent kürzen und 10 bis 15 Gigawattstunden Gas importieren, um Engpässe zu vermeiden. „Wenn wir nicht viel sparen und nicht mehr Benzin bekommen, bekommen wir ein Problem“, sagte er.
Deutschland hat im vergangenen Monat sein Gasspeicherziel angehoben. Er will, dass die Stauseen bis zum 1. September zu 75 Prozent und bis zum 1. Oktober zu 85 Prozent gefüllt sind. Bis zum 1. November will er die Stauseen zu 95 Prozent gefüllt haben. Das Land führte auch Energiesparmaßnahmen ein.
Laut Notfallplan der Regierung sollen Privathaushalte bei einem Gasausfall vorrangig behandelt werden. Das bedeute laut Müller aber nicht, dass es in einer solchen Situation zu einer Überhitzung von Wohnungen kommen könne. „Um Arbeitsplätze zu sichern, halte ich Sparmaßnahmen für private Haushalte für legitim“, erklärte er.
Die Sicherung des Gases aus heimischen Quellen per Post, wie einige Regionalpolitiker fordern, wird laut Müller das Problem der Gasknappheit in den nächsten beiden Wintern, in denen Berlin von russischem Gas abhängig bleiben wird, nicht lösen. Er lehnte es jedoch ab zu sagen, dass eine Laufzeitverlängerung der verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland möglich sei. Er verwies auf die erwarteten Ergebnisse eines Stresstests, den die Regierung durchführt, um diese Frage zu beantworten, schrieb Reuters.
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