Während des Treffens sprach Viktor Yushchenko über die wichtigsten Bereiche der ukrainischen Wirtschaft, die sofortige Maßnahmen erfordern. Er wies darauf hin, dass die Ukraine immer noch mit einer enormen Inflation sowie einem Potenzialverlust auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu kämpfen habe. — 8 Millionen Bürger wurden zu Flüchtlingen, ein großer Teil von ihnen wurde von Polen aufgenommen, bemerkte Juschtschenko.
Er betonte auch, dass die Ukraine vor einer riesigen Energiekrise steht, die durch Probleme bei der Gasversorgung verursacht wird. Hinzu kommt, dass seine Kernreaktoren noch immer stark von Russland beeinflusst werden. Nach seinen Berechnungen sind nur acht der 19 Kernreaktoren mit Lieferungen aus den Vereinigten Staaten betriebsbereit. „11 sind immer noch von russischen Ressourcen abhängig“, fügte er hinzu.
Auf die Frage nach dem möglichen Friedensszenario erklärte Juschtschenko, dass die Teilung der Ukraine nicht zugelassen werden könne – Kiew müsse alle verlorenen Gebiete zurückgewinnen, einschließlich Donbass und Krim. Ansonsten das sogenannte Korea-Szenario, also die Teilung des Landes in zwei Blöcke.
„Diese Lösung wäre sehr teuer und würde die Stabilität nicht nur der Ukraine, sondern ganz Europas gefährden“, sagte Juschtschenko.
Polens sehr wichtige Rolle
Juschtschenko wies darauf hin, dass es für die Ukraine genauso wichtig sei, das Territorium zurückzugewinnen, wie es auch äußerst wichtig sei, die Ländereien und Städte zu entwickeln, die aus den Händen des Aggressors zurückerobert wurden. Er stellte fest, dass Sumi, Charkiw und andere Städte immer noch mit großen humanitären Problemen zu kämpfen haben. Er betonte, dass dabei auch „unsere polnischen Freunde, Polen als unser größter Verbündeter“ einbezogen werden sollten.
„Es geht nicht um Wohltätigkeit“, sagte er. Ihm zufolge wären solche Projekte eine Chance für beide Seiten.
Er wies auch darauf hin, dass Polen nicht nur auf Vorschläge anderer Parteien warten sollte. „Polen muss in Projekten aktiv sein und Vorschläge machen, Initiative zeigen und nicht auf das warten, was angeboten wird“, urteilte er.
Ihm zufolge kann unser Land von früheren Geschäftskontakten mit der Ukraine profitieren. Unternehmer wissen, wie man sich dort zurechtfindet. „Polnische Unternehmen sind sich des Potenzials des ukrainischen Marktes bewusst“, fügte er hinzu.
Das gab auch Viktor Juschtschenko zu Europa hat in seinen Beziehungen zu Wladimir Putin einen Fehler gemacht. „Sie wussten nicht, wem sie die Hand gaben“, sagte er. Er sagte auch, dass die derzeitige Politik Deutschlands und Frankreichs „inkohärent“ sei.
Organisator der Londoner Konferenz ist die LSE SU Polish Business Society.
Autor: Grzegorz Kowalczyk, Journalist von Business Insider Polen
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