Deutschland bekommt einen zweiten Wind in der Digitalisierung. Lauterbach will eine verpflichtende elektronische Patientenkarte einführen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das Tempo der Digitalisierung deutlich erhöhen. Bestehende Barrieren für die Nutzung der elektronischen Patientenkarte und des elektronischen Rezepts werden beseitigt und bereits erhobene Daten für die Forschung genutzt. Das berichten die Fachportale Deutsches Ärzteblatt und Deutsche Apotheker Zeitung mit Verweis auf die Ministerialpläne.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht kurz vor der Einführung und Durchsetzung zweier wichtiger Gesetze, die angeblich die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens beschleunigen sollen. Der erste konzentriert sich auf die beschleunigte Umsetzung der elektronischen Patientenkarte und des elektronischen Rezepts. Beide müssen so schnell wie möglich eingeführt werden.

Der zweite der Standards soll die Regeln für die Erhebung von Daten regeln, die in verschiedenen Teilen und Bereichen des Gesundheitssystems erhoben wurden oder werden. Die Daten müssen auch für Forschungszwecke nutzbar sein. Beide Gesetze bzw. Pläne zur Förderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden, ihre Anwendung läuft also bereits im Gesetzgebungsverfahren.

Elektronische Karte und elektronisches Rezept bis Ende nächsten Jahres

„Der elektronische Patientenausweis wird bis Ende nächsten Jahres für alle verpflichtend. Wer sich nicht gegen seine Einführung ausspricht, wird betrogen. Es ist an der Zeit, dass unser Gesundheitswesen endlich ins 21. Deutsches Ärzteblatt Und Deutsche Apotheker Zeitung aus einem Interview mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für die Sonntagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Aus Sicht des Lauterbacher Plans ist es von Vorteil, dass der elektronische Patientenausweis in Deutschland bereits existiert. Seit Anfang 2021 können Versicherungsnehmer es freiwillig über eine Smartphone-Anwendung konfigurieren. Es kann dann verwendet werden, um durch digitalisierte medizinische Berichte zu blättern, wodurch die Effizienz der Gesundheitsversorgung an anderen Orten als der Arztpraxis, bei der der Patient (Versicherte) registriert ist, erheblich gesteigert wird.

Doch gerade die Freiwilligkeit der Etablierung elektronischer Patientenkarten wird als ihre Schwäche angesehen. Und der Grund, warum es von weniger als einem Prozent der Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) genutzt wird. Karl Lauterbach will das System umdrehen. Daher wird die eCard automatisch für alle erstellt und die Person, die die eCard des Patienten nicht haben möchte, muss aktiv werden.

Viel Bürokratie für nichts

„Das deutsche Problem mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist, dass wir vieles verkomplizieren. Das will ich vermeiden“, sagte der Bundesgesundheitsminister, der Zugriff auf die e-Card des Patienten solle „völlig unbürokratisch“ erfolgen. Gleichzeitig mit der elektronischen Patientenkarte wird Lauterbach dafür werben, dass auch das elektronische Rezept verpflichtend ist.

Der Bundesgesundheitsminister erwartet keinen Widerstand der Ärzte gegen die elektronische Patientenkarte. „Es gibt nur sehr wenige Ärzte, die damit ein Problem haben. Es wird immer einige Kritiker geben, die sich einmischen werden“, sagte er.

Karl Lauterbach plant, dass spätestens Ende 2024 alle Ärzte oder Krankenhäuser ihre Befunde und Befunde zentral speichern und untereinander austauschen können. Über die Anwendung ePatient Card haben Patienten zudem jederzeit Zugriff auf ihre Dokumente. Zunächst sollte es ausreichen, Dateien im PDF- oder doc-Format hochzuladen. „Wir erwarten nicht, dass eine einheitliche Datenstruktur für alle Befunde vorliegt“, betont Lauterbach.

Digitalisierung sollte nicht zu kompliziert sein

Auch beim elektronischen Rezept will Lauterbach den gesamten Prozess der Umsetzung und flächendeckenden und verbindlichen Nutzung vereinfachen. Und er machte auch deutlich, dass er nicht zu sehr auf die Datenschutzbedenken der Beamten eingehen werde. Statt einer Zwei-Faktor-Authentifizierung soll allein die elektronische Karte des Patienten ausreichen, um auf die Daten zuzugreifen.

Für Systeme, „bei denen der Zugang so kompliziert ist, dass er nie genutzt wird“, seien die Vorteile der Digitalisierung nicht nutzbar, betonte Lauterbach. Viel unsicherer sei es, wenn Ärzte und Patienten ihre Befunde weiterhin per E-Mail, Fax oder Post schicken.

Darüber hinaus will Lauterbach auch die Nutzung von Gesundheitsdaten für die medizinische Forschung erleichtern. „Wir haben bereits viele Daten, aber sie befinden sich in separaten Repositories und können nicht verknüpft werden. Die Grundidee ist, dass diese Daten zu Forschungszwecken anonym kombiniert werden können. Ohne diese Option wird Deutschland bald keine Rolle mehr in der pharmazeutischen Forschung spielen“, sagte unter anderem Karl Lauterbach.

Zdenka Musilova

Eckehard Steinmann

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