Deutschland: Deutsche Liberale, Juniorpartner in Regierungskoalition im Kampf gegen das Überleben | International

Es gibt Tage, an denen aktuelle Nachrichten aus Berlin noch mehr ins Dunkel geraten. Wenn man den verschiedenen Parteien zuhört, stellt sich oft die Frage, ob die stärkste Opposition gegen Kanzler Olaf Scholz von den Christdemokraten der CDU oder den Liberalen der FDP getragen wird. In beiden Fällen geht es um konservative Kräfte, die die Politik der Sozialdemokraten kritisieren, doch kommt es vor, dass die Liberalen gemeinsam mit den Grünen in einer Dreierregierungskoalition stehen. Was zunächst wie ein gesundes Gleichgewicht schien, hat sich im Laufe der Monate verändert – und mit…

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Es gibt Tage, an denen aktuelle Nachrichten aus Berlin noch mehr ins Dunkel geraten. Wenn man den verschiedenen Parteien zuhört, stellt sich oft die Frage, ob die stärkste Opposition gegen Kanzler Olaf Scholz von den Christdemokraten der CDU oder den Liberalen der FDP getragen wird. In beiden Fällen geht es um konservative Kräfte, die die Politik der Sozialdemokraten kritisieren, doch kommt es vor, dass die Liberalen gemeinsam mit den Grünen in einer Dreierregierungskoalition stehen. Was zunächst als gesundes Gleichgewicht erschien, ist im Laufe mehrerer Monate – und mit den mageren Ergebnissen der Liberalen bei aufeinanderfolgenden Regionalwahlen – zu einer internen Opposition verkommen, die ständig öffentlich zur Schau gestellt wird. Die Spannung ist unerbittlich und betrifft zentrale Zukunftsthemen Deutschlands wie Dekarbonisierung und Energiepolitik.

Zu den jüngsten Auseinandersetzungen zählen eine Last-Minute-Verteidigung von Verbrennungsmotoren in Brüssel und der Versuch, eine Atomstromversorgung zu vermeiden, auf der sie weiterhin bestehen, obwohl die letzten drei Reaktoren vom Netz genommen wurden. 15. Externe Haltung zur Reform der EU Fiskalregeln und Schwierigkeiten bei der Einigung auf den nächsten deutschen Haushalt gießen zusätzlich Öl ins Feuer.

Die FDP, die sich als Innovations- und Freiheitspartei definiert und für ihre Unternehmen bekannt ist, erzielte bei der letzten Bundestagswahl im September 2021 ein gutes Ergebnis (11,5 %). Doch ihre Aura hat seit Dezember gelitten. Im Jahr 2010 wurden sie Juniorpartner einer von Scholz geleiteten trilateralen Zusammenarbeit. Die Koalitionsregierung mit zwei Mitte-Links-Parteien zwang ihren Vorsitzenden Christian Lindner, die strenge Finanzpolitik aufzugeben, die er im Wahlkampf vertreten hatte.

Seitdem hat er nur noch Ärger an der Wahlurne. Bei den fünf abgehaltenen Regionalwahlen hat sie an Unterstützung verloren. In drei davon, im Saarland, in Niedersachsen und bei der Neuwahl in Berlin, wurden die Liberalen komplett aus den Regionalparlamenten ausgeschlossen und überschritten die 5-Prozent-Hürde nicht. In den beiden anderen Ländern Schleswig-Holstein (6,4 %) und Nordrhein-Westfalen (5,9 %) fallen die Ergebnisse sehr enttäuschend aus.

Vor diesem Hintergrund hat Lindner beschlossen, sein Profil zu schärfen und sich von den Partnern zu distanzieren, denen er Extravaganz vorwirft, indem er die Berühmten vehement verteidigt. Kreditbremse, zeigt buchstäblich die in der Verfassung verankerte Bremse. Gerade jetzt, wo über den nächsten Bundeshaushalt verhandelt wird, kommt es täglich zu Konflikten um Finanzen und Steuern. Die FDP setzt sich für eine sehr begrenzte Staatsverschuldung ein und schließt Steuererhöhungen kategorisch aus, während SPD und Grüne dafür sind, insbesondere wenn die Steuern die Reichen treffen.

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In den letzten Wochen eskalierte der Konflikt aufgrund des Briefwechsels zwischen Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habek (Grüne) und dem liberalen Finanzminister Lindner. Der Inhalt dieser Briefe und vor allem der Ton, der zu förmlich ist, als dass man ihn zwischen anderen Kabinettsmitgliedern ansprechen könnte, zeigen, dass die Unterschiede sehr tief sind.

Lindner, ein 44-jähriger Wirtschaftswissenschaftler, der dafür bekannt ist, einen Porsche zu besitzen, mit dem er oft fotografiert wird, hatte keinen besseren Grund zu gewinnen als den Verbrennungsmotor, ein Symbol für deutschen Erfindungsreichtum und Wohlstand. Die FDP, die ebenfalls gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Bundesstraßen ist, sieht in der Verteidigung des traditionellen Autos einen guten Weg, ihre liberale Wählerbasis zurückzugewinnen. Der Verzicht auf CO₂-emittierende Autos würde die deutsche Automobilindustrie, die rund eine Million Menschen beschäftigt, dazu zwingen, sich auf Batterien zu konzentrieren, einen Innovationsbereich, in dem sie weit hinter ihren asiatischen Konkurrenten zurückbleibt.

Pflanze vor EU

Es waren die Liberalen, die die EU letzten Monat in Schwierigkeiten brachten, indem sie eine Abstimmung über ein Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 blockierten, es sei denn, es gäbe eine Ausnahmeregelung für sogenannte synthetische Kraftstoffe oder E-Fuels. Doch Bundeskanzler Scholz unterstützte sie und ließ damit zwei Jahre Verhandlungen gefährden, denen Berlin bereits zugestimmt hatte und auf deren Ratifizierung wartete. Der Ruf Deutschlands in Brüssel ist durch den Vorfall schwer geschädigt worden, was ein Beispiel für die unwiderstehliche Versuchung vieler Politiker ist, im Inland zu punkten, indem sie gegen die EU sind oder dies vortäuschen.

Dieses Kapitel zeige, so die Grünen, dass Scholz dazu tendiere, den Forderungen des kleineren und konfliktreicheren Koalitionspartners nachzugeben. Diejenigen, die der dreieinhalbmonatigen Verlängerung der letzten Atomkraftwerke zugestimmt haben, erleben nun, dass die Liberalen zur Atomlast zurückkehren. Am selben Wochenende stimmte der Parteitag, in dem Lindner als FDP-Präsident wiedergewählt wurde, über einen Antrag zur Vorhaltung von drei Reaktoren ab. Im Kongress wird auch auf folgenden Streit mit Los Verdes hingewiesen: Ein weiterer Beschluss fordert Änderungen an dem bereits vom Ministerrat verabschiedeten Gesetzentwurf, der ab 2024 die Installation neuer Gas- und Dieselkessel verbietet.

Die Liberalen verharmlosen die Konfrontation in der Regierung und sagen, sie sei nichts weiter als ein Zeichen der neuen politischen Zeit. „Die Koalition hat mehrfach gezeigt, dass sie hart streiten und am Ende gute Vereinbarungen treffen kann“, sagte Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, diese Woche bei einem Treffen mit Auslandskorrespondenten. „Wir müssen die politische Kultur an das neue Parteiensystem anpassen.“ Meinungsverschiedenheiten werden erstmals deutlich. Aber nicht jede Debatte ist ein Argument. Dies ergibt sich aus dem alten Politikverständnis, in dem sich alles hinter den Kulissen abspielt und nach außen nur eine einheitliche Position vertreten wird. „Das passt nicht in die neue Zeit“, betonte er.

Die Strategie, die anderen beiden Koalitionspartner ins Visier zu nehmen, wird noch lange fortgeführt. Niemand von der FDP denkt darüber nach, die Regierung zu verlassen und damit die Bedeutungslosigkeit zu riskieren. Das Trauma von 2013, als die Partei nicht die Mindestanzahl von 5 % der Stimmen für den Einzug ins Parlament erhielt, ist zu neu. Und Lindners Führungsstärke steht außer Frage, wie auf dem Kongress an diesem Wochenende in Berlin bekräftigt wurde. Er erhielt 88 % der Stimmen und wurde von keinem anderen Kandidaten übertroffen.

Die Umfragen sind zwar zaghaft, zeigen aber, dass sich die Einschaltquoten der Liberalen in jüngster Zeit erholt haben. Laut einer Umfrage des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ARD ist die Wahlabsicht im April gegenüber März um einen Punkt auf 7 % gestiegen. Und auch Lindners Zustimmungsrate als politische Führungspersönlichkeit verbessert sich auf 33 %, wenn auch niedriger als die der für Außenpolitik zuständigen Kanzlerin und Grünen-Ministerinnen Habeck und Annalene Burbock.

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Amal Schneider

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