Aktualisierung: 04.01.2022 20:21
Veröffentlicht: 04.01.2022, 20:21
Bern/Paris – Es soll eine neue Variante des Coronavirus B.1.640.2 überwacht werden, die in Frankreich entdeckt wurde, aber bislang sieht man darin keine große Gefahr. Dies geht laut DPA aus der Einschätzung der Gutachterinnen und Gutachter hervor.
„Wir sollten diese und andere Optionen in Betracht ziehen, aber es gibt keinen Grund, sich über diese Option Sorgen zu machen“, sagte Richard Neher, Experte für Virusvarianten von der Universität Basel in der Schweiz, heute der DPA. Der amerikanische Epidemiologe Eric Feigl-Ding schrieb auf Twitter: „Aufgrund der Variante B.1.640.2 mache ich mir noch keine so großen Sorgen. Ich bezweifle, dass sie sich gegen Omicron und Delta durchsetzen wird.“
Französische Forscher um Didier Raoult von IHU Méditerranée Infection haben bei 12 Patienten im Südosten Frankreichs eine neue Variante gezeigt, schrieb das Team Ende Dezember in einem vorläufigen Bericht. Der Patient, der sich wohl als erster in Frankreich infiziert hatte, kehrte aus Kamerun zurück. Die Studie wurde noch nicht professionell evaluiert oder in einer Fachzeitschrift veröffentlicht.
„Es ist noch zu früh, um über die virologischen, epidemiologischen oder klinischen Eigenschaften der neuen Variante zu spekulieren“, sagte Raoults Team. Die Daten sind jedoch ein weiteres Beispiel dafür, wie Coronavirus-Varianten auf unvorhersehbare Weise auftreten können. „Wir wissen noch zu wenig, um etwas Relevantes zu sagen“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gegenüber merkur.de.
Laut Raoult und seinem Team weist die Variante B.1.640.2 mehrere Mutationen im sogenannten Spike-Protein auf, das Experten bereits von der besonders hoch ansteckenden Omicron-Variante kennen. Das Spike-Protein ist bei der Variantenbewertung von besonderer Bedeutung, da das Virus an menschliche Zellen bindet und auch Impfstoffe auf dieses Protein abzielen. Mutationen in diesem Protein können dazu führen, dass sich das Virus schneller ausbreitet. Außerdem können Impfstoffe dadurch ihre Wirksamkeit verlieren.
Laut einem Wissenschaftler der Universität Basel Nehero scheint sich die Variante B.1.640.2 jedoch nicht stark auszubreiten. Ihm zufolge ist dies „einer von vielen“, die sich noch nicht gegen Omikron und Delta durchgesetzt haben.
Variante B.1.640.2 gehört zur Familie der Varianten, die seit November von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet wird. Darauf weist der WHO-Epidemiologe Abdi Mahamud hin. Die Variante B.1.640 wurde laut WHO erstmals im September aus der Demokratischen Republik Kongo gemeldet und wird seit November separat überwacht. Allerdings, so Mahamud, habe sich diese Variante aufgrund der vorliegenden Daten seitdem nicht sehr verbreitet.
Die WHO unterscheidet drei Kategorien potenziell gefährlicher Coronavirus-Varianten: besorgniserregende Varianten, zu beachtende Varianten und kontrollierte Varianten. B.1.640 fällt daher neben zwei weiteren in die dritte Kategorie, während Omicron, das sich in immer mehr Ländern durchzusetzen beginnt, in die erste Kategorie fällt. Die siebzehn Varianten, die die WHO seit Beginn der Pandemie überwacht, haben entweder eine kurze Lebensdauer oder haben sich als unsicher erwiesen und erhalten keine besondere Aufmerksamkeit mehr.
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