In einem am Freitag (15.07.2022) in der Welt veröffentlichten Kommentar kritisiert der Chefredakteur der Zeitung, Ulf Poschard, Deutschlands mangelnde Vorbereitung auf aktuelle und kommende politische und wirtschaftliche Herausforderungen. Über die Regierungskoalition schreibt er, „statt gegenzusteuern, lädt sie Opfer ein, bremst die Wollenden aus und diskreditiert sich mit ihrer Energiewende international“.
Seiner Meinung nach sollten die Ursachen für die aktuelle Situation in früheren Krisen gesucht werden. Poschard kritisiert, dass die verschwenderischen Ausgaben des Landes und die Zugeständnisse der Europäischen Zentralbank zu lange für Frieden gesorgt hätten. „Reformen sind vor allem in Deutschland weitgehend nicht umgesetzt und sogar wieder abgesagt worden. Sparen ist unbequem geworden, aber sich zu verschulden ist bequem. Noch bequemer wird es, wenn vernünftige Stimmen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik von den Medien und dem Kulturbetrieb als kalt, gefühllos, asozial, rechts etc. behandelt werden. – wir lesen.
Belohnende Mühelosigkeit
Ulf Poschard betrachtet auch die Staatsausgaben für die Sozialpolitik. Er schreibt von „kritischen Stimmen, die das Gesetz verbieten“ gegen sogenannte fortschrittliche Projekte, die „Gutverdiener bestrafen und Müßiggang belohnen“. Als Beispiel nennt er die hohe Arbeitslosenquote in Deutschland bei gleichzeitig dramatischem Arbeitskräftemangel. „Trotz der 2,36 Millionen Arbeitslosen werden ausländische Arbeitskräfte an deutsche Flughäfen geholt, weil diese Art der Arbeit für die dortigen Überweisungsempfänger unrentabel ist“, schreibt „Die Welt“.
Der Tageskommentator weist auch darauf hin, dass Deutschlands Handelsbilanz erstmals seit 1991 auf ein negatives Niveau gesunken ist und kein deutsches Unternehmen unter den 100 wertvollsten der Welt ist. „Aber das interessiert niemanden mehr“, betont der Autor und fügt hinzu: „Die Deutschen machen sich gern über die USA lustig. Ein gespaltenes Land, Kapitalismus im Wilden Westen, Waffen! Aber egal wie gespalten Amerika ist, seine Wirtschaft funktioniert.“ Der Dollar ist stark, und selbst ein ziemlich alter und gebrechlicher Präsident wie Joe Biden führt überzeugender als viele junge Moralagenten in Europa.
Ein Hohn auf Verwandlungen
Auch Poschard kritisiert die Energiewende scharf und nennt sie „weltweit belächelt“. Sie weist darauf hin, dass selbst der brutale Angriffskrieg in Europa, „der auch das Ergebnis von Merkels plumper Außenpolitik ist, nicht versucht, den eingeschlagenen Kurs zu korrigieren.“ Angst sei kein guter Ratgeber, heißt es. In der deutschen Politik es führt tatsächlich zu seltsamen Entscheidungen: Nach einem mittelgroßen Unfall in einem japanischen Kernkraftwerk hat die damalige Wahlregierung Schwarz-Gelb (aus den traditionellen Farben, die die Parteien bestimmten – Anm. d. Red.) eine Energiewende vollzogen das fällt nun auf die Beine.“ Das Wall Street Journal sprach bereits 2019 von „der dümmsten Energiepolitik der Welt“, so der Autor des Kommentars.
Die Zukunftsaussichten sind laut dem Kommentator nicht sehr optimistisch. „Deutschland wird in der kommenden Rezession auf der Nase zusammenbrechen. Optimisten glauben, dass sich die Mentalität und die politische Landschaft schnell ändern werden. Realisten hingegen sprechen von einer Rezession, aus der wir vielleicht nie wieder herauskommen werden“, schließt Pochard.
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