In Deutschland bildet sich eine neue Koalition. Die Grünen unterstützten Verhandlungen mit der Sozialdemokratie




CTK

Aktualisiert 10.06.2021 12:15

Die deutsche Sozialdemokratie (SPD) von Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist einer Regierungsbildung näher als ihr konservativer CDU/CSU-Rivale von Armin Laschet. Die Grünen kündigten an, mit der SPD über eine Koalition verhandeln zu wollen, und forderten die Freien Demokraten (FDP), die diesen Vorschlag bereits akzeptiert hatten, auf, den gleichen Schritt zu gehen.

Am Mittwochvormittag forderten die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock die Liberalen zu einer gemeinsamen Abstimmung mit den Sozialdemokraten auf. „Wir wollen Unnatürliches nicht verkomplizieren“, sagte Habeck, der in den Medien als künftiger Vizekanzler angepriesen wird. Die Grünen machten vor der Wahl keinen Hehl daraus, dass sie der SPD programmatisch näher stehen als der CDU/CSU.

FDP-Chef Christian Lindner stimmt dem Angebot der Grünen zu. „Trotz ihrer gegenseitigen Differenzen haben sich Grüne und FDP in den vergangenen Tagen intensiv beraten“, sagte Lindner. „Der nächste Schritt ist ein gemeinsamer Positionstausch zwischen den drei Parteien“, sagte er. Lindner kündigte zudem an, mit Scholz telefoniert zu haben und dass am Donnerstag das erste Sondierungstreffen von SPD, Grünen und Liberalen stattfinden werde.

Eine Koalition mit der Gewerkschaft sei aber nicht endgültig ausgeschlossen und bleibe eine Option, fügte Lindner hinzu. Gleichzeitig versicherte er, dass die Parteien keine gleichzeitigen Gespräche mit SPD und CDU/CSU führen würden. Die Grünen sehen das ähnlich, kritisieren aber das Durchsickern vertraulicher Gespräche mit der Gewerkschaft an die Medien. „Vertrauen bedeutet, dass nicht alles in der Zeitung steht“, sagte Baerbock.

Während Lindner vor der Wahl von einer Nähe zur CDU/CSU sprach, verhandelte er nach der Wahl sowohl mit der Gewerkschaft als auch mit den Sozialdemokraten. Er begründete dies damit, dass er einer Zusammenarbeit mit keiner demokratischen Partei ablehnend gegenüberstehe und es entscheidend darauf ankomme, dass die FDP in der künftigen Regierung für eine liberale Politik eintritt. Auch die Liberalen haben sich immer wieder mit den Grünen getroffen, um Prioritäten zu klären. Beide kleineren Parteien sind maßgeblich für die Bildung der künftigen deutschen Regierung, ohne deren Unterstützung weder Laschet noch Scholz den Einzug ins Kanzleramt schaffen werden.

Die Wahlen in Deutschland fanden am 26. September statt und die SPD gewann knapp mit 25,7 Prozent der Stimmen, während die Union mit 24,1 Prozent der Stimmen Zweiter wurde. Analysten erwarten, dass die Regierungsbildung Wochen oder Monate dauern wird, sodass die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel das Land bis Weihnachten führen könnte. Merkel verlässt die Politik nach 16 Jahren im Kanzleramt.

Eckehard Steinmann

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