Einen Schritt vom Abstieg entfernt ändern die von Volkswagen gesponserten „Wölfe“ ihre Strategie und stellen einen Routinier mit fast 34 Jahren ein. Zwei Faktoren waren für Kruses Entscheidung ausschlaggebend; Geld und Trainer Florian Kohfeldt Wolfsburg, bekannt als Volkswagen-Förderteam, steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Trotz beträchtlicher finanzieller Mittel und eines Trainerwechsels in dieser Saison streift er in der Bundesliga-Tabelle gefährlich nah an den Abstiegsplatz.
Die „Wölfe“ hatten im Juli vergangenen Jahres Cheftrainer Mark von Bommel verpflichtet, der nach neun Runden wegen einer Negativserie wieder entlassen wurde. An seine Stelle wurde der junge und vielversprechende Florian Kohfeldt berufen, dem es in der Besetzungstechnik allerdings immer schlechter geht. Seit neun Spielen hat die Mannschaft kein Bundesligaspiel mehr gewonnen, es gab zwei Remis, sieben Niederlagen und einen demütigenden 15. Platz in der Gesamtwertung.
In der „Wolfshöhle“ läutete daraufhin die Alarmglocke. Vor nicht allzu langer Zeit erklärten Sportvorstand Marcel Schäfer und sein Präsident Jörg Schmadtke feierlich, dass sie nicht aufhören würden, der Rekrutierung junger Talente Priorität einzuräumen. Es schien wirklich so, als ob diese Strategie aufging. So sehr, dass der Verein in der Saison 2020/21 einen Platz in der Champions League erhielt.
Aber seitdem ist nichts gut gelaufen, und Wolfsburg überraschte am vergangenen Sonntag (30.01.) alle mit der Ankündigung der Verpflichtung von Max Kruse, einem erfahrenen Stürmer mit fast 34 Jahren bei Union Berlin. Bei den Berlinern schlug die Ankündigung ein wie eine Bombe, auch weil Kruse mit sechs Toren und sechs Vorlagen in Spielen dieser Saison in Bundesliga und DFB-Pokal zu einem der großen Protagonisten der Mannschaft geworden war.
Für gewerkschaftliche Fans galt der Spieler als eine Art Fußballgott, und das nicht umsonst. Seine Kreativität, seine Assists und seine Tore hatten den Berlinern die Teilnahme an der Conference League garantiert und maßgeblich dazu beigetragen, dass Union als aktueller Tabellenvierter der Bundesliga von der Champions League 2022/23 auch nur träumen konnte .
Man fragt sich: Was treibt einen Spieler dazu, einen Verein, der um einen Platz im Olymp des Weltfußballs kämpft, gegen einen anderen zu wechseln, der am Rande der Verzweiflung steht, da ihm der Abstieg droht?
Der Faktor namens Geld
Aus finanzieller Sicht war es sogar ein gutes Geschäft für Union. Zu bedenken ist, dass Kruse am Ende dieser Saison einen Freipass hätte und die Berliner ohne einen Cent in der Tasche gehen würden. Mit dem Transfer fließen 5 Millionen Euro in die Vereinskasse, kein schlechter Betrag für einen Routinier am Ende seiner Karriere. Zudem ist in Zeiten magerer Kühe aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen, die nur eine Teilauslastung des Stadions An der Alten Försterei zulassen, jeder zusätzliche Beitrag willkommen.
Dagegen lacht Max Kruse. Er hat einen Vertrag bis Juni 2023 unterschrieben, in dieser Zeit wird spekuliert, dass er 6 Millionen Euro erhalten wird. Es ist zu gut für einen Sportler, der im März 34 Jahre alt wird. Der Spieler selbst erklärte in einem offiziellen Statement: „Ich bitte die Fans um Verständnis für meine Entscheidung, einen hochbezahlten Vorschlag anzunehmen.“
Der Faktor namens Florian Kohfeldt
Kruse und Kohfeldt kennen sich schon länger. Mehr als anderthalb Jahre haben sie bei Werder Bremen zusammengearbeitet. Damals ließ der junge Trainer Kruse auf dem Platz alle Freiheiten, sich nach Belieben zu bewegen und Räume zu erschließen.
Der Stürmer erinnert sich gut an diese Zeit und hofft, unter Kohfeldt auf die gleichen Voraussetzungen zu treffen: „Florian hat bei meinen Entscheidungen in Wolfsburg eine entscheidende Rolle gespielt. Wir kennen uns gut und wir wissen, was wir voneinander erwarten können. Ich will dem Verein zu alter Stärke zu verhelfen und zu brechen, Florian selbst“.
Während er auf dem Platz auf Kruse zählen konnte, gelang Trainer Kohfeldt der Erfolg dank unzähliger klarer Torchancen, die der Stürmer nach Belieben herausspielte. Kaum hatte Kruse zu Fenerbahce gewechselt, begannen der Trainer und die Mannschaft auseinanderzubrechen. Werder Bremen stieg ab und Florian Kohfeldt wurde entlassen.
Und für Wolfsburg, war es ein guter Deal?
Überprüfen. Zumindest vorerst die Strategie, in junge Offensivkräfte wie Luca Waldschmidt, Lukas Nmecha und Maximilian Philipp zu investieren. und langfristige Arbeit wurde ausgelassen. Der Vorstand änderte seinen Kurs und stellte einen fast 34-jährigen Veteranen ein. Eine Investition, von der sehr kurzfristig Ergebnisse erwartet werden, vier Monate, um genau zu sein. Es geht darum, die Mannschaft vor dem Abstieg zu retten. Der Kurswechsel riecht nach Verzweiflung, grenzt aber auch an Wagemut. Ich bin sicher, es wird gut ausgehen!
Das Duo Kruse und Kohfeldt kann bereits am kommenden Wochenende einen Rettungsschritt machen, wenn die „Wölfe“ den Tabellenletzten Greuther Fürth in ihrer Höhle begrüßen.
Detail: Wolfsburg weiß seit November nicht mehr, wie es ist, zu gewinnen, und Fürth kennt seit Dezember nicht, wie es ist, zu verlieren.
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Gerd Wenzel begann 1991 mit dem Sportjournalismus bei TV Cultura in São Paulo, als die Bundesliga zum ersten Mal in Brasilien ausgestrahlt wurde. Von 2002 bis 2020 arbeitete er als deutscher Fußballspezialist auf ESPN-Kanälen und kommentierte anschließend Bundesligaspiele für OneFootball Berlin. Wöchentlich donnerstags produziert er den Podcast „Bundesliga no Ar“. Die Halbzeit-Kolumne erscheint dienstags.
Der Text gibt die Meinung des Autors wieder, nicht unbedingt die der DW.
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