Freibier, feurige Rede an die Massen: In diesem Wahlkampf mussten wegen der Pandemie viele traditionelle Ressourcen aufgegeben werden, um Wähler zu mobilisieren. Statt sich auf Märkten und in Stadien zu streiten, suchen Parteien vor allem im Internet nach Stimmen.
Auch ohne das Coronavirus wären sie nicht schlau gewesen, wenn sie keine Social-Media-Plattformen genutzt hätten. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung aus dem Jahr 2020 nutzen sie immer mehr Menschen als Nachrichtenquelle. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen nutzen 56 Prozent sie, um herauszufinden, was in der Welt vor sich geht. Insgesamt werden diese Plattformen immer dominanter. Wie nutzen Parteien sie?
Fast unbedeutende Jugend
Bei der Bundestagswahl 2016 hatten nicht alle Kandidaten ein Profil in den sozialen Medien. Dies hat sich deutlich geändert. Ihre Profile sind jetzt professioneller. Sie nutzen eine Vielzahl von Plattformen, darunter in einigen Fällen auch TikTok.
Doch nicht alle Politiker sind von dieser neuen Chance begeistert: „Es gibt eine große Zurückhaltung seitens der offiziellen Parteiinstitutionen, weil Tik Tok einen schlechten Ruf hatte“, sagte Martin Fuchs, Politikberater und Social-Media-Experte. Wichtig ist, dass sie in Bezug auf Wahlkampf- und Wahlergebnisse relativ unbedeutend sind. Es hat ein größeres Potenzial, Menschen über 50 zu mobilisieren, da ihre Wahlbeteiligung höher ist und sie mehr haben.
Neue Strategien
Wahrscheinlich aus diesem Grund platzieren die meisten Parteien Wetten auf bereits traditionelle Plattformen wie YouTube und Facebook. Oder liegt es an mangelnder Kreativität?
Feedback-Videos sind ein neues Instrument der Wahlkampfstrategie. Die Parteien müssen nicht einmal eigene Konten haben. Stattdessen werben neue Unterstützer auf ihren Kanälen.
Und in diesem Jahr greifen nicht nur die Influencer in den deutschen Wahlkampf ein, auch die Kandidaten und die jüngsten Kandidaten sind in ihrem Element, wenn es um Online-Stimmen geht. Aber man muss sowohl die analoge als auch die virtuelle Welt im Auge behalten, warnt Experte Fuchs. Es gibt einige Gruppen, die am besten über virtuelle Kanäle erreicht werden können und andere, mit denen Sie persönlich sprechen müssen.
Internet-Polarisierung
Alice Wiedel, die Spitzenkandidatin der rechten AfD (Alternative zu Deutschland), hat mehr als 23.000 Abonnenten auf YouTube. Los Angeles Annalena Burbok, knapp über 800 (bisher 13.09.2021). Warum ist die AfD in den sozialen Medien und in einer so großen Community so erfolgreich? Diesem Thema hat sich die Friedrich-Ebert-Stiftung in einer Studie von Martin Fuchs aus dem Jahr 2019 angenommen.
„Die AfD ist Deutschlands erste wirklich digitale Partei. Als sie gegründet wurde, hatte sie noch keine wirkliche Infrastruktur (..) und Facebook hat sie bereitgestellt schnell“, erklärt er. Fuchsia.
Hinzu kommen die rechtsextremen Themenschwerpunkte der Rechtsextremen. „Die AfD hat eine klare Vorstellung davon, warum sie sich politisch engagiert und wohin sie will: zurück in die 1950er Jahre, also das Scheitern der gesellschaftlichen Evolution“, wenn auch mit den Mitteln dieses Jahrzehnts, sagt der Kenner.
Aber nicht nur der Inhalt zählt. Auch Algorithmen sind entscheidend für den Erfolg einer Kampagne. Taste: Mikrotargeting aus Mikrofokalisation.
Micro-Targeting: gezielte Berichte
Anders als Wahlpropaganda auf Transparenten oder im Fernsehen, mit Mikrotargeting Nur bestimmte Empfängergruppen erhalten Nachrichten.
Zwar verbieten Plattformen wie TikTok oder Instagram diese Art von politischer Propaganda, doch gerade Facebook bietet Bedingungen, die dem Micro-Targeting förderlich sind. Sein Algorithmus kategorisiert Merkmale wie Alter, Geschlecht und Interessen der Nutzer, um Wahlpropaganda so effektiv wie möglich zu gestalten. Mit einer solchen Strategie können Ressourcen gezielt eingesetzt werden.
Ein Problem, das auftaucht, ist das, was im Internet als politische Propaganda angesehen wird. Stattdessen unterliegt die Wahlpropaganda klaren Regeln in Radio, Fernsehen und Presse. Auch in Deutschland Mikrotargetingwenn auch nicht amerikanisch. Aber Mārtiņš Fukss gehört zu den Experten, die glauben, dass „es keinen großen Einfluss auf die Mobilisierung der Menschen hat“. (Er/rml)
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