Alt und Jung, in der Stadt und auf dem Land. So wählen die Deutschen | Deutschland: aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Wenn Ende September rund 60 Millionen deutsche Wähler ankreuzen, hängt Ihre Position maßgeblich von Ihrem Alter ab. Ältere Menschen neigen eher zu den großen Traditionsparteien, die im deutschen politischen System verwurzelt sind: CDU, CSU, FDP und SPD. Für diese Wählergruppe sind sie gleichbedeutend mit Stabilität und Wohlstand. Kanzler kamen in der deutschen Geschichte immer aus den Reihen der CDU oder der SPD.

Siegel: „Ältere Menschen haben eine starke politische Meinung“

Nico Siegel, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap in Berlin, sagte der DW: „Ältere Wähler beiderlei Geschlechts erleben im Laufe der Jahre viel häufiger eine langfristige Bindung zu einer bestimmten politischen Partei als jüngere.“ früh im Leben: Vor und vor 20 Jahren seien CDU, CSU und SPD die mit Abstand wichtigste politische Kraft in Deutschland gewesen und hätten Mitte der 1970er Jahre zusammen 90 % der Stimmen gehalten, fügte er hinzu.

Nico Siegel

Aber auch in dieser Wählergruppe seien Menschen, die bereit seien, ihre bisherigen Präferenzen zu ändern und eine andere Partei zu wählen, sagt Siegel.

– Gerade bei den aktuellen Wahlen können wir solche Veränderungen erleben, an denen wahrscheinlich CDU, CSU und SPD beteiligt sein werden. Dies liegt vor allem daran, dass ältere Wähler besonders die Erfahrung, Kompetenz, Souveränität und Gelassenheit bei der Darstellung des Parteiimages im Ausland, also die traditionell zentristischen Parteien zugeschriebenen Eigenschaften, schätzen. Und in diesem Sinne ist derzeit der sozialdemokratische Kanzlerkandidat Olaf Scholz derjenige, der das Beste bekommt – ergänzt der Experte.

Grüne sind bei der jüngeren Generation am beliebtesten.

Jüngere Parteien wie die Grünen sind in Deutschland seit vielen Jahren auf der politischen Bühne, verdanken ihre Erfolge aber vor allem Vertretern der jüngeren Wählergeneration. Bei der Europawahl 2019 haben beispielsweise 34 Prozent der Wähler unter 24 Jahren für die Grünen gestimmt. In dieser Gruppe waren sie mit Abstand die beliebteste Partei, während ihr Endergebnis bei der gesamten Wählerschaft mit 20,5 Prozent deutlich darunter lag.

In dieser Wählergruppe spielt das Thema Klimaschutz eine sehr wichtige Rolle. Die aktuelle Umfrage des Deutschen Natur- und Umweltbundes NABU zeigt, dass das Interesse an diesen Themen umgekehrt proportional zum Alter der Wähler ist und ihr Wahlverhalten in gleichem Maße beeinflusst. In der Wählergruppe im Alter von 30 bis 39 Jahren ist das Thema Klimaschutz für mehr als 40 Prozent ihrer Vertreter wichtig, im Bereich von 40 bis 49 Jahren – für 36 Prozent, in der Gruppe von 50 bis 64 Jahren – für 30 Prozent und für Menschen über 65 nur 27,9 Prozent. Mit anderen Worten: Je älter die Wähler sind, desto weniger Einfluss hat die Klimapolitik der Partei auf ihre Wahl.

Umfragen vor den Wahlen in Deutschland

Wenn am Sonntag Wahlen wären…

Ältere gehen häufiger zu Wahlen

Generell hat die Attraktivität der traditionellen deutschen Massenparteien wie CDU, CSU und SPD nachgelassen. Derzeit ist es für sie schwierig, ein Wahlergebnis von 30 Prozent oder mehr der Stimmen zu erreichen. Bei der Bundestagswahl 2013 erhielt die Gewerkschaft CDU/CSU 42 Prozent der Stimmen, bei der letzten Wahl 2017 jedoch nur 33 Prozent. Andererseits gilt nach wie vor die Regel, dass je älter der Wähler ist, desto freiwilliger und häufiger nimmt er an der Abstimmung teil.

Bei allen Bundestagswahlen von 1953 bis 2009 waren die über 60-jährigen seit jeher die aktivste Wählergruppe. Bei den Wahlen 2013 gingen rund 80 Prozent der Personen dieser Gruppe zur Urne, bei den Wahlen 2017 sogar bis zu 81 Prozent, was bislang ein Rekordergebnis ist.

Wähler im Feld sind konservativer

Auch zwischen städtischen und ländlichen Wählern gibt es große Unterschiede. So ist das Thema Energiewende, also der Umstieg auf erneuerbare Energien, den Wählern in den Metropolen besonders wichtig. Auf dem Land hingegen sind die Wähler viel skeptischer gegenüber Windmühlen, die dort an jeder Ecke zu finden sind.

Umfragen vor den Wahlen in Deutschland

Unterstützung für Kanzlerkandidaten

Wissenschaftler der Universität Cambridge führten eine europaweite Studie über die Einstellungen der Wähler in Städten und Gemeinden durch. Sie zeigen, dass die Wähler auf dem Land viel konservativer sind als die Wähler in den Städten. Bei Themen wie der Einwanderungspolitik, den Auswirkungen der Globalisierung oder dem Schutz des Erdklimas ist die ländliche Wählerschaft skeptischer als die städtische.

Gleichzeitig fanden die Forscher heraus, dass Wähler in ländlichen Gebieten häufiger zu Wahlen gehen als in Städten. Es bedeutet auch, dass Parteien mit populistischem Profil mehr auf die Unterstützung der ländlichen Wähler zählen können als auf die der Stadt.

Im DW-Interview sagt Nico Siegel: „Das großstädtische Umfeld ist eine Hochburg der Grünen. In Großstädten leben die am besten ausgebildeten jungen Menschen, die ihr Programm unterstützen. Auf dem Feld genießen jedoch nach wie vor die Parteien CDU und CSU die größte Unterstützung. Erhebliche Meinungsverschiedenheiten betreffen auch die Frage der Mobilität und die derzeit in diesem Bereich vorgeschlagenen Lösungen. Auf dem Land können sich vor allem ältere Menschen ein Leben ohne das eigene Auto nicht mehr vorstellen.“

Umfragen vor den Wahlen in Deutschland

Im Juni erfreute sich der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet bei der jüngeren Generation großer Beliebtheit.

Das Wählerverhalten ist immer weniger vorhersehbar

Die Einstellungen und das Verhalten der Wähler sind in letzter Zeit so instabil und volatil geworden, dass es immer schwieriger wird, den Ausgang der nächsten Wahlen vorherzusagen und Überraschungen immer wahrscheinlicher werden. So erfreute sich im Juni der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet auch bei der jüngeren Wählergeneration großer Beliebtheit, wie eine Umfrage des Appinio Democracy Institute zeigt.

26 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in dieser Umfrage waren bereit, für Lascheta zu stimmen. Andererseits neigen 18 Prozent der Befragten dazu, kleine Parteien zu wählen. Dies bestätigt den allgemeinen Trend einer zunehmenden Diversität der Einstellungen unter den Wählern, was zu Problemen bei der genauen Vorhersage der Wahlergebnisse führt.

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Baldric Schreiber

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