Brasilien in der deutschen Presse (25.05.) – 25.05.2022

Brasilien in der deutschen Presse (25.05.) – Die Abholzung des Amazonas für den Anbau von Sojabohnen, die Ungewissheit über Bolsonaros Teilnahme am Summit of the Americas und die Verlegung einer Fabrik von Deutschland nach Brasilien wurden in deutschen Zeitungen thematisiert Zeit: Den Dschungel in Nahrung verwandeln (05/19)

Die Reste des Waldes sind auf dem Boden aufgereiht. Riesige Baumstämme, einige hundert Jahre alt, verkohlt auf der blassbraunen Erde. Es gibt kein Unkraut oder Gras mehr. Denn dieser Teil des Waldes wird zu einer Sojaplantage. Er ist mit 475 Hektar viermal so groß wie die Hamburger Altstadt.

Josenildo dos Santos Mundurukú liegt am Rande des Feldes … „Wer Soja vom Amazonas oder Tiere kauft, die es fressen, zerstört unser Leben hier“, sagt er.

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Kein Land der Europäischen Union produziert so viel Fleisch wie Deutschland, kein Land der Welt baut so viel Soja an wie Brasilien. Soja wird für Fleisch benötigt, um Hühner, Schweine und Rinder zu füttern – und für den Sojaanbau wird der Dschungel in Brasilien abgeholzt.

Wie gefährlich das ist, ist längst bekannt: Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass der Amazonas einer der wichtigsten Stabilisatoren für das Weltklima ist. Wenn der Wald stirbt, gibt er mehr Treibhausgase ab, als er aufnimmt. So kann sich das Klima so stark verändern, dass die Lebensweise von Millionen Menschen zerstört wird.

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Vor zwei Jahren fand ein Forscherteam heraus, dass mindestens ein Fünftel des brasilianischen Sojas, das in Europa landet, illegal in abgeholzten Gebieten angebaut wurde und über Lieferketten von den weltweit größten Getreidehändlern, die Silos und Häfen betreiben, ankam.

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Jair Bolsonaro ist zum mächtigsten Gegner derjenigen geworden, die den Wald schützen wollen. Seit er 2019 an die Macht kam, hat die Abholzungsrate noch einmal deutlich zugenommen.

Bolsonaro ist besonders skrupellos gegenüber indigenen Gemeinschaften. Er wirft ihnen vor, zu viel Territorium beansprucht zu haben, er hat einige Massaker an indigenen Völkern bestritten. Die größte indigene Organisation Brasiliens beschuldigt ihn, für den Tod Tausender verantwortlich zu sein, und klagt ihn wegen Völkermords vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag an.

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Die Welt: Wie Lateinamerika die USA zum Aufbruch zwingen will (23.05.)

Seit einigen Wochen hat Kubas Einparteiendiktatur einen neuen Hauptsponsor. Der linkspopulistische Präsident Mexikos, Andrés Manuel López Obrador, will, dass der kubanische kommunistische Widerstand gegen das „Amerikanische Imperium“ als historisch-kulturelles Erbe eingestuft wird.

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Aber López Obrador geht noch weiter. Er führt eine Bewegung lateinamerikanischer Regierungen an, die die USA zwingen wollen, die drei linken Diktaturen Kuba, Venezuela und Nicaragua zum Amerika-Gipfel im Juni nach Los Angeles einzuladen.

Dieses Treffen wird dieses Jahr von der Regierung von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris ausgerichtet. Beide stehen vor einer historischen Entscheidung: Wenige Monate vor den US-Parlamentswahlen dem Druck der linksdemokratischen Regierung von López Obrador nachzugeben und den Eindruck zu erwecken, erpresst worden zu sein. Oder auf der bisher kommunizierten Position zu beharren, nur demokratische Regierungen einzuladen und damit ein Scheitern zu riskieren.

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Ein Sonderfall ist Brasilien. Auch das Verhältnis zwischen Washington und dem rechtspopulistischen Präsidenten und Trump-Unterstützer Jair Bolsonaro ist angespannt wegen der umstrittenen Abholzung des Amazonas. Kürzlich reiste der frühere Senator Christopher Dodd als Sondergesandter zum Amerika-Gipfel nach Brasilien, um Bolsonaro zur Teilnahme an dem Treffen zu überreden. Das ist auch nicht gut, Bolsonaro kokettiert mit einer Absage. Mitten im Wahlkampf würde er sich jedoch kaum die Möglichkeit entgehen lassen, neben Mächtigen des Kontinents zu posieren, denn diese Bilder würden zeigen, dass er international nicht isoliert ist, wie seine Kritiker behaupten.

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Um den Gipfel nicht zu vermasseln, hat Washington nun eine Charmeoffensive gestartet. In nur wenigen Tagen haben die USA diese Woche die Sanktionen gegen Kuba und Venezuela gelockert. […]

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Kahlschlag in der Stahlregion (05/20)

Sie wollen nicht bis zur Mitarbeiterversammlung am Freitag warten. Aus diesem Grund versammelten sich nach Angaben der Gewerkschaft am Donnerstagnachmittag mehr als 1.000 Beschäftigte des Düsseldorfer Werks des französischen Stahlkonzerns Vallourec, um den Betriebsratsprotest zu unterstützen. Am Vorabend bestätigten sich die Befürchtungen der vergangenen Wochen für die Mitarbeiter. Das französische Unternehmen wird seine Standorte in Deutschland schließen und das Pipelinegeschäft für Öl- und Gasfelder nach Brasilien verlagern.

Während dort Geschäfte ausgebaut und Investitionen getätigt werden, gehen in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr 2.400 Arbeitsplätze verloren. Die Einrichtungen bleiben bis 2023 geschlossen. […]

In seiner Ankündigung am Mittwochabend machte der französische Konzern deutlich, wie schwer es sei, in Deutschland Geschäfte zu machen. Das deutsche Unternehmen habe sieben Jahre lang „erhebliche Verluste“ erlitten. […]

„Das ist wirtschaftlich nicht machbar“, sagte der Deutschland-Verantwortliche von Vallourec, Hebert Schaff. […] In Brasilien seien die Kosten deutlich geringer, angesichts des allgemeinen Auftragsmangels sei es logisch, dass das Geschäft dorthin verlagert werde, sagte Schaaff.

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Vallourecs Entscheidung wurde vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion als „große Enttäuschung“ bezeichnet. [Partido Social Democrata] im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Thomas Kutschaty.

cn (ots)

Helene Ebner

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