Aktualisieren: 31.05.2023 08:51
Ausgestellt von: 31.05.2023, 08:51
Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) sieht nun keinen Anlass mehr, mit der Bahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG über die Löhne zu verhandeln. DB-Chef Martin Seiler sagte heute, die Gewerkschaft lehne jegliche Zugeständnisse ab. Ein Scheitern der Verhandlungen kann zu einem Streik führen. Seit März organisierte die EVG zwei Warnstreiks, die den Schienenverkehr lahmlegten und auch die Verbindung nach Tschechien beeinträchtigten. Dann kündigten sie Mitte Mai einen dritten umfassenden Streik an, der dank einer Einigung im Arbeitsgericht in letzter Minute abgewendet werden konnte.
„Das macht im Moment keinen Sinn, weil sich die EVG keinen Zentimeter bewegt hat“, sagte Seiler über die künftigen Verhandlungen mit der Gewerkschaft. „Die Gewerkschaften zeigen keine Bereitschaft zu Zugeständnissen und schlagen keine Lösung vor. Sie bestehen nur hartnäckig auf ihren ursprünglichen Forderungen“, sagte er.
Seiler wies darauf hin, dass die Bahnen nun die Situation bewerten und über das weitere Vorgehen beraten wollen, da ein neuer Tarifvertrag, wie er von der EVG gefordert werde, auf Kredit und letztlich auf Kosten des Steuerzahlers erfolgen würde. Die Deutsche Bahn ist eine Aktiengesellschaft, die sich vollständig im Besitz des deutschen Staates befindet.
Die Gewerkschaften fordern eine Erhöhung des monatlichen Verdienstes der Arbeitnehmer um mindestens 650 Euro (mehr als 15.400 CZK), bei höheren Gehaltsgruppen um 12 Prozent. Sie wollen außerdem, dass die Laufzeit von Tarifverträgen auf ein Jahr begrenzt wird. Die DB lehnt ab und hat inzwischen bereits mehrere Angebote vorgelegt. Letzterer verspricht eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent für die untersten Gehaltsgruppen, 10 Prozent für die mittlere und 8 Prozent für die höchsten. Dazu schlagen sie einen Anti-Inflations-Bonus von 2.850 Euro (67.600 CZK) vor, den die Arbeitnehmer dank des staatlichen Vergütungspakets nicht zahlen würden. Die DB will, dass Tarifverträge zwei Jahre gültig sind.
Im März kam es durch einen 24-stündigen Streik, den die Gewerkschaften Verdi und EVG gemeinsam organisiert hatten, zum Stillstand des Bahn-, Bus- und Flugzeugverkehrs. Ende April stoppte die Gewerkschaft EVG am Freitagmorgen den Schienenverkehr für acht Stunden, doch die Verkehrsprobleme hielten den ganzen Tag über an. In beiden Fällen wurde die Verbindung nach Tschechien unterbrochen, Fernzüge endeten am letzten Bahnhof auf tschechischem Gebiet und regionale Verbindungen verkehrten regulär nur in der Tschechischen Republik.
Mitte Mai kündigten die deutschen Gewerkschaften einen 50-stündigen Streik an, der auch den Schienenverkehr nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch zwischen Deutschland und Tschechien stoppen würde. Der Streik konnte damals abgewendet werden, indem Gewerkschaften und Bahn sich auf schnelle und konstruktive Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht einigten. Zu den damaligen Verpflichtungen gehörte die Korrektur des Mindestlohns. In Deutschland kostet es 12 Euro (285 CZK) pro Stunde. Bei der Bahn liegt sie allerdings weiter hinten und übersteigt den Mindestbetrag nur dank Zuschlägen.
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