Eine „Scraper“-Bande hat einem deutschen Unternehmen 600 Millionen Euro geraubt. „Jahrhundertsprung“ für die Metallindustrie – frühere Opfer waren Trafigura und die LME?

Die Aktien des Kupfergiganten Aurubis verzeichneten heute einen enormen Rückgang. Das Unternehmen meldete massiven Betrug in der Metallindustrie und schätzte Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. In der Erklärung des Unternehmens heißt es, dass Schrottlieferanten Vertragsdetails manipuliert hätten, was dem Unternehmen beispiellose Verluste beschert habe. Einfach ausgedrückt: Das Unternehmen hat für Millionen die Katze aus dem Sack gekauft und wird keinen Cent verdienen. Das Unternehmen meldete bei einer Lagerinspektion und dem Produktionsanlauf einen gravierenden Lagermangel an Edelmetallen. Aurubis betreibt ein dynamisches Recyclingunternehmen, das Hunderttausende Tonnen Abfall verarbeitet und daraus Strom gewinnt. Nach Angaben des Unternehmens manipulierten Lieferanten Daten und nutzten die Kommunikation mit internen Mitarbeitern. Alles nur, um einen massiven Diebstahl zu verschleiern.

Optimistische Finanzprognosen für das laufende Jahr lösten sich in Luft auf (bzw. im „Schrott“). Der deutsche Riese kauft große Mengen Altmetall, darunter elektronische Schaltkreise, Rohre, Platinen oder Kabel aus Metall. Anschließend wird es in einem Raffinationszyklus zu Kupfer verarbeitet. Ein Großteil der Gewinne von Aurubis stammt aus dieser scheinbar „Nischen“-Aktivität (abgesehen von den Einnahmen aus der Kupfermine). Dies ist nur ein weiteres Kapitel in den Skandalen der Metallindustrie. Die Märkte haben sich noch nicht vom Trafigura-Nickelskandal „erholt“, der ein ganzes Netzwerk von Produktdieben mit Goldmünzen meldete. Der Vertreter von Aurubis weist jedoch darauf hin, dass die beiden Situationen wahrscheinlich getrennt seien und keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen ihnen sehe.

Die Gelegenheit machte einen Dieb

Diese Nachricht schockierte die Anleger im wahrsten Sinne des Wortes: Einige Lieferanten von Sekundärrohstoffen machten falsche Angaben zu den Rohstoffen und arbeiteten möglicherweise mit den für die Probenentnahme zuständigen Mitarbeitern zusammen. Dadurch konnte der Mangel an kupferreichen Rohstoffen verschleiert werden – kaufte das Unternehmen wertlosen Schrott? Bisher ging das Geschäftsmodell von Aurbusi davon aus, dass Lieferanten dem Unternehmen wesentliche Kostenvoranschläge zur Verfügung stellten. Nach der Prüfung durch „Spezialisten“ in den Aurubis-Laboren, die den Metallgehalt analysieren, entscheidet das Unternehmen über die Höhe der Vergütung an die Lieferanten. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein „Gelegenheit macht einen Dieb“-Problem handelte. Erst während des Produktionsprozesses stellte das Unternehmen fest, dass es an Rohstoffen mangelte, aus denen Kupfer gewonnen werden konnte. Die Veredelung von Schrott zu Kupfer dauert in der Regel mehrere Wochen. Wie in der Erklärung angegeben, führt das Unternehmen regelmäßig gründliche Kontrollen der Reserven durch. Der aktuelle Bau soll bis Ende September abgeschlossen sein. Deutsche Ermittler sind bereits in den Fall Aurubis verwickelt.

Prognosen und Lagerbestände sinken

Bevor bekannt wurde, dass die Bande dem Unternehmen Hunderte Millionen erbeutet hatte, hatte das Unternehmen für dieses Geschäftsjahr einen jährlichen Betriebsgewinn zwischen 450 und 550 Millionen Euro prognostiziert. Es ist noch nicht klar, wie groß die Verluste sein werden. Auch der Stahlproduzent Salzgitter (30 % der Aurubis-Anteile) hat seine Finanzprognosen für das laufende Jahr ausgesetzt. Dramatisieren will Aurubis allerdings nicht. Das Unternehmen sagte, die Folgen des Betrugs würden in diesem Jahr „geflickt“ und hätten letztendlich keinen Einfluss auf die Strategie und Expansion des Unternehmens. Der Fall wird von Staatsanwaltschaft und Polizei ermittelt, darunter auch die Büros der Zulieferer des Unternehmens in Hamburg.

Das Unternehmen sagte, dass der Vorfall in Trafigura möglicherweise nicht mit dem Aurbus-Fall zusammenhängt, da „bei diesem Vorfall Halbfabrikate gestohlen wurden, die hochwertige Edelmetalle aus dem Raffinierungsprozess enthielten. Sie benötigen Fachwissen und Zugang zu Geräten, um diese Materialien zu verarbeiten.“ „Die an dieser Praxis Beteiligten befinden sich derzeit in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess.“ Das Rohstoffhandels- und Logistikunternehmen Trafigura schätzt die Verluste aufgrund des kleinen Betrugs, dem es zum Opfer fiel, auf 600 Millionen US-Dollar. Die gekauften Ladungen enthielten keine Unze Nickel, und die London Metal Exchange (LME) schockierte die Märkte Anfang des Jahres, als sie enthüllte, dass eine kleine Anzahl von Nickelsäcken in ihren Lagern tatsächlich Steine ​​und nicht Nickel enthielten.

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Marlene Köhler

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