„Hier werden Zähne gemacht.“ CDU-Chef Merz verschärfte seine Rhetorik gegenüber Asylbewerbern

Der Vorsitzende der deutschen konservativen Opposition, Friedrich Merz (CDU/CSU), machte mit Äußerungen auf sich aufmerksam, in denen er die Güte Deutschlands gegenüber abgelehnten Asylbewerbern kritisierte. In der Debatte erwähnten Vertreter der Regierungsparteien, dass in Deutschland „Zähne neu gemacht werden und Behandlungstermine für Deutsche blockiert werden“. Nach Angaben der Regierungskoalition schüre Merz nur Hass, berichten sie Deutsche Medien.

„Die Menschen werden wütend, wenn sie sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt wurden, sie aber das Land nicht verlassen, sie alle Leistungen und die volle medizinische Versorgung erhalten. Sie sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne ersetzen und außerdem warten deutsche Staatsbürger.“ für ihr Zitat“, sagte Merz am Mittwoch. „Was sie hier machen, ist eine Katastrophe für dieses Land“, kritisierte Merz die Regierungskoalition in einer asylpolitischen Debatte mit Vertretern von Sozialdemokraten und Grünen.

Opposition: Anstiftung zum Hass

Gegen Merz kam es zu einer Welle der Kritik, weil er Lügen und Hass verbreitete. Bundesinnenministerin Nancy Faeserová (SPD) verteidigte sich unter anderem damit, dass „Asylbewerber nur dann behandelt werden, wenn sie schwer erkrankt sind oder Schmerzen haben“.

„Friedrich Merz hetzt Gruppen gezielt gegeneinander auf und verbreitet Desinformation. Das löst keine Probleme, sondern schürt vielmehr Hass“, sagte Merz, Vorsitzende der Grünen, Ricarda Langová. „Es ist einfach eine Lüge und dient nur dazu, Hass gegen Asylbewerber und gegen das Grundrecht auf Asyl zu schüren“, kritisierte der Oppositionsführer und deutsche Europaabgeordnete der Grünen, Erik Marquardt, die Aussage.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Anne Bünger warf Merz daraufhin im sozialen Netzwerk vor, dass die Ukrainer ihre Zähne auf Kosten des deutschen Steuerzahlers pflegen.

Die Bundeszahnärztekammer bestreitet, dass Zahnarztpraxen mit Asylbewerbern überfüllt seien. „Wir können die Kritik nicht bestätigen, man kann immer noch sehr gute Zahnarzttermine bekommen“, heißt es von der Gewerkschaft. Zahnärzte entscheiden nach Angaben der Gewerkschaft individuell, welche Untersuchungen und Behandlungen unter das Asylleistungsgesetz fallen. „Unter bestimmten Umständen rechtfertigen nur akute Schmerzen eine Behandlung“, heißt es vom Verband.

„Merz hat Recht“

Am Donnerstag folgte Tino Sorge, Sprecher der CDU/CSU-Gesundheitsgruppe im Bundestag, Merz‘ Aussage. „Hunderttausende abgelehnte Asylbewerber in Deutschland sind seit Jahren gezwungen, das Land zu verlassen. Sie können das deutsche Gesundheitssystem jedoch kostenlos in Anspruch nehmen“, sagte er der Rheinischen Post. Seiner Meinung nach hat Merz Recht und es ist notwendig, darüber zu diskutieren. „Dass es vielerorts auch aufgrund der Zuwanderungswelle an Ärzten mangelt, ist Realität. Mehrere Kommunen bestätigen dies seit mehreren Monaten. Das gilt auch für Plätze in Kitas und Schulen“, sagte Sorge . .

„Viele Einwanderer in Deutschland erhalten zum ersten Mal in ihrem Leben eine erstklassige Gesundheitsversorgung nach europäischen Standards“, sagt Sorge. Nach 18 Monaten haben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz die allermeisten Einwanderer den gleichen Zugang zur Krankenversicherung wie deutsche Versicherte. „Aber sie müssen dafür nichts bezahlen“, sagt Sorge.

Bedingungen für einen Asylbewerber nach 18 Monaten

In Deutschland ist die medizinische Versorgung von Asylbewerbern gesetzlich geregelt. Darin heißt es unter anderem, dass „die für die Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände notwendigen Dosen bereitgestellt werden.“ Nach diesem Gesetz wird Zahnersatz nur dann zur Verfügung gestellt, wenn dies aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist. Wartet der Antragsteller jedoch länger als 18 Monate auf den Asylbescheid, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Betreuung. Auf diese Weise erhalten sie eine elektronische Gesundheitskarte, mit der sie „nahezu die gleichen Leistungen wie gesetzlich Versicherte“ erhalten.

Laut der Website des Magazins Stern hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in diesem Jahr bisher 154.000 Asylanträge bearbeitet, von denen etwa die Hälfte bewilligt wurde. Wird der Asylantrag abgelehnt, müssen Migranten das Land für 7 bis 30 Tage verlassen. Wenn sie nicht freiwillig ausreisen, werden sie von der zuständigen Ausländerbehörde abgeschoben. Zum 30. Juni 2023 gab es in Deutschland rund 280.000 Menschen, die das Land verlassen mussten. Davon waren jedoch etwa 225.000 Menschen geduldet, also solche, die nicht abgeschoben werden konnten. Dieser Status wird nur unter bestimmten Voraussetzungen gewährt, zum Beispiel bei Familientrennung, begonnener Ausbildung, fehlenden Unterlagen oder bei schwerer Erkrankung.

Eckehard Steinmann

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