Warum ist die Sicherheit Israels für Deutschland eine Staatsräson?

Ein von Mitgliedern der Bundesregierung wiederholter Satz wurde bekannt, als er von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Rede vor der Knesset verwendet wurde und der deutschen Politik gegenüber Israel zugrunde liegt. Am 18. März 2008 erklärte die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem israelischen Parlament anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung Israels, dass „Israels Sicherheit eine Staatsräson“ für Deutschland sei.




Als Zeichen der deutschen Solidarität wurde die israelische Flagge auf das Brandenburger Tor projiziert.

Foto: DW/Deutsche Welle

Die Aussage stand im Zusammenhang mit dieser Rede Merkels, in Wirklichkeit hatte sie jedoch nichts Neues gesagt und hatte auch nicht die Absicht, dies zu tun. Er wiederholte einfach, was andere bereits gesagt hatten, etwa der ehemalige deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dressler, der 2005 erklärt hatte, dass „die sichere Existenz Israels im nationalen Interesse Deutschlands liegt und daher Teil unserer Staatsräson ist“.

Merkel selbst betonte in ihrer Rede vor der Knesset, dass sie mit der Aussage, dass „alle Regierungen und alle Bundeskanzler vor mir sich der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet haben“, kein Neuland betrete.

In seiner Rede nennt er auch unverblümt die Gründe für die besondere historische Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels. „Der im Namen Deutschlands verübte Völkermord an 6 Millionen Juden hat dem jüdischen Volk, Europa und der Welt unbeschreibliches Leid gebracht. Die Shoah erfüllt uns Deutsche mit Scham. Ich verneige mich vor den Opfern, ich verneige mich vor den Überlebenden und vor …“ alle, die ihnen zum Überleben verholfen haben.

Aber was die deutsche Regierung in der Praxis zwingt, ist diese Aussage, dass „Israels Sicherheit eine Staatsräson für Deutschland ist“, die von Mitgliedern der aktuellen deutschen Regierung nach dem jüngsten Terroranschlag der palästinensischen Gruppe Hamas gegen Israel erneut wiederholt wird breite Diskussion. Debatte im Land.

Militärhilfe

„Was das bedeutet, ist in Deutschland nicht wirklich geklärt“, kommentierte Carlo Masala, Experte für internationale Beziehungen an der Universität der Bundeswehr in München, einer der beiden Universitäten der Bundeswehr, in einem Interview mit dem ZDF.

Wenn die Existenz Israels tatsächlich auf dem Spiel stünde – was laut Masala nicht der Fall ist –, wäre Deutschland verpflichtet, die Verteidigung Israels aktiv zu unterstützen. „Das ist die logische Schlussfolgerung“, sagte er.

Er erklärte nicht, was er mit „aktiver Unterstützung“ meinte, aber eine mögliche Implikation wäre eine direkte militärische Beteiligung.

Es besteht eine militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel, deren Hauptziel die Ausbildung und die Lieferung von Waffen ist. Es stammt aus den 1950er Jahren und spiegelte schon damals die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel angesichts des Völkermords an mehr als 6 Millionen Juden durch das NS-Regime wider.

Könnte es jetzt an der Zeit sein, Soldaten zu schicken? Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter von der konservativen Oppositionspartei CDU sagt ja. „Die Sicherheit und Existenz Israels und seiner Bürger betrifft auch unsere Sicherheit, daher gehört dazu gegebenenfalls auch der Einsatz von Soldaten.“

Experten betonen jedoch, dass es unwahrscheinlich sei, dass Israel, das über eigene Streitkräfte verfügt und die USA als Hauptverbündeten hat, die Hilfe von Militärpersonal aus Deutschland benötigen wird.

Bemühungen für dauerhaften Frieden

Die Erklärung kann aber auch als Aufgabe der Bundesregierung verstanden werden, sich für die Schaffung eines regionalen Umfelds einzusetzen, das die Sicherheit Israels fördert.

Dies gilt für den langjährigen Konflikt mit den Palästinensern, aber auch für die Zusammenarbeit zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn in verschiedenen Bereichen sowie für internationale Verhandlungen, die darauf abzielen, sicherzustellen, dass Iran kein Atomwaffenprogramm entwickelt.

Auch die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung für die palästinensischen Gebiete kann als Teil der Sicherheitsgarantie Israels gesehen werden.

Tatsächlich engagiert sich Deutschland schon lange in den palästinensischen Gebieten und ist mit rund 350 Millionen Euro pro Jahr eines der größten Geberländer für palästinensische Organisationen. Schwerpunkte des deutschen Engagements sind Wasserversorgung, wirtschaftliche Entwicklung, öffentliche Sicherheit, gute Regierungsführung und Bildung.

Begriff der Politikwissenschaft

Staatsräson ist kein juristischer Begriff, sondern ein Begriff aus der Politikwissenschaft. Ursprünglich bedeutet es, dass das Interesse des Staates an der Erhaltung seiner eigenen Existenz über allen anderen steht.

„Die Staatsräson räumt den Interessen des Staates Vorrang vor anderen Werten ein“, erklärt Expertin Marietta Auer, geschäftsführende Direktorin des Max-Planck-Instituts für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie.

Doch das ist nicht die Bedeutung des Begriffs, wenn er von deutschen Machthabern verwendet wird: „Teil der Staatsräson zu sein“ bedeutet vor allem, dass die Sicherheit Israels eindeutig Teil dessen ist, was den modernen deutschen Staat ausmacht.

Darauf bezog sich Bundeskanzler Olaf Scholz, als er erklärte: „Unsere Verantwortung aus dem Holocaust macht es zu unserer ständigen Aufgabe, die Existenz und Sicherheit des Staates Israel zu verteidigen.“

„Im Moment gibt es für Deutschland nur einen Platz: den Platz neben Israel. Das meinen wir, wenn wir sagen: Israels Sicherheit ist Deutschlands Staatsgrund.“

Helene Ebner

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