Würde der Bundeskanzler direkt in Deutschland gewählt, wäre das Ergebnis schon im Vorfeld klar. Am 26. September würden die Deutschen mit überwältigender Mehrheit den derzeitigen Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz wählen.
49 % der Deutschen möchten, dass ein 66-jähriger Vizekanzler Deutschland regiert. Dreimal mehr als ihre Hauptkonkurrentin Annalene Baerbock, die 16 Prozent der Deutschen an der Spitze Deutschlands will, und der Kandidat der Christdemokraten und Sozialdemokraten (CDU/CSU) Armin Laschet, der nur 17 Prozent will.
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Ihr „Herr Europa“
Luboš Palata (* 1967)
Spezialist für die Europäische Union und Mitteleuropa. Seit 1991 arbeitet er als Journalist für die größten tschechischen Tageszeitungen, mehrere Jahre war er ständiger Auslandskorrespondent und stellvertretender Chefredakteur der slowakischen Tageszeitung Pravda.
Gewinner mehrerer tschechischer und ausländischer Journalistenpreise, darunter des Ferdinand-Peroutka-Preises.
Es ist die Unbeliebtheit von Laschet, die die CDU/CSU von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Fall bringt. Insbesondere ein Foto von Laschet, der Witze erzählt und über eine Rede eines Bundespräsidenten bei einer Trauerkundgebung zu Ehren der Flutopfer in Westdeutschland lacht, hat einen prominenten Regierungskandidaten gestürzt.
Ebenso verlor Baerbock Punkte in einem Skandal um ihr Buch, von dem sie ganze Passagen aus dem Internet kopierte. Scholzes moderate und sachliche Debatten sind auch in Vorwahldebatten der beste Kurs, solange er sich nicht auf erbitterte Kämpfe zwischen CDU/CSU und Grünen einlässt.
Das Ergebnis ist eine völlig unerwartete Entwicklung der Wahlpräferenzen, da die SPD bereits beide Seiten erreicht hat und ihre Popularität weiter steigt. Den Sozialdemokraten hilft auch die Geschlossenheit und Popularität „ihres“ Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
EU – Maßstabsänderung
Wenn der aktuelle Trend anhält und die Regierung von den Sozialdemokraten gebildet wird, wird dies angesichts des Gewichts Deutschlands eine große Veränderung für die gesamte Europäische Union sein. Vladimír Handl vom Institut für Politikwissenschaft der Fakultät für Sozialwissenschaften der Karls-Universität sieht in Scholz Merkels Nachfolger in der Politik.
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Andererseits unterstützt die SPD jedoch nachdrücklich die Zusammenarbeit Deutschlands mit Russland. Und wenn es mit den Grünen und der postkommunistischen Linken eine Linkskoalition bildet, wird Deutschland seine Unterstützung für die Nato reduzieren. Auch die Umweltpolitik und der Kampf gegen den Klimawandel sind auf dem Vormarsch.
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