Etwa 200.000 Ukrainer kamen in die Tschechische Republik. Die Solidarität mit der Ukraine müsse fest bleiben, sagte Lipavsky News

Die Zahl der in Tschechien angekommenen Flüchtlinge aus der Ukraine beläuft sich nach Angaben der Mobilfunkanbieter auf fast 200.000.

Dies erklärte heute der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Vít Rakušan bei einer Sitzung des parlamentarischen Sicherheitsausschusses. Nach Angaben vom Mittwoch sind 90.000 Personen registriert, nach Angaben des Österreichers dürften es aber mehr als 100.000 sein. Russland ist am 24. Februar in ein Nachbarland einmarschiert.

Vier Fünftel der Erwachsenen, die aus Tschechien nach Tschechien kamen, seien Frauen, etwa 55 Prozent aller Besucher seien Kinder, sagte der Österreicher gegenüber Abgeordneten.

Das Innenministerium hat am Mittwoch um Mitternacht 108.114 Sondervisa für Flüchtlinge aus der Ukraine ausgestellt, am Vortag waren es 17.325, sagte der erste stellvertretende Polizeichef Martin Vondrášek, der ab April das Amt des Polizeibeamten übernehmen wird. Ihm zufolge haben etwa hundert Ausländer, die vor dem Krieg geflohen sind und keine ukrainischen Staatsbürger sind, aus humanitären Gründen ein Visum erhalten.

Aufgrund des Konflikts in der Ukraine und der Ankunft von Flüchtlingen wurde in ganz Tschechien ein Hilfszentrum eingerichtet. Neben der Registrierung und medizinischen Untersuchung der ankommenden Unterbringung leisten sie logistische, humanitäre und psychologische Hilfe oder Transport.

Nach dem Regierungsbeschluss vom Mittwoch können Feuerwehr und Polizei bei Überfüllung eines Zentrums einen anderen Ort für Flüchtlinge aus der Ukraine zuweisen. Laut Vondrášek befinden sich die verkehrsreichsten Registrierungszentren in Prag und Brünn.

Laut einer früheren Aussage Österreichs kann die Tschechische Republik etwa 250.000 Menschen aus der Ukraine eine Grundversorgung bieten und Unterkünfte finden. Nach Angaben des stellvertretenden Ministerpräsidenten bietet Tschechien Ausländern die Möglichkeit, mit der Tschechischen Bahn weiterzureisen, beispielsweise nach Deutschland.

2,157 Millionen Menschen haben die Ukraine am Dienstag um Mitternacht verlassen, sagte Vondrášek gegenüber Abgeordneten. Rund 1,3 Millionen Menschen gingen nach Polen, 140.000 in die Slowakei, 210.000 nach Ungarn und 510.000 nach Rumänien. Das geht laut Vondrášek aus Daten der EU-Agentur Frontex hervor.

Putin hat die UN-Charta mit Füßen getreten

Durch seinen Präsidenten Wladimir Putin hat sich Russland endgültig aus der Familie der zivilisierten Nationen ausgeschlossen und der internationalen Ordnung einen schweren Schlag versetzt. Dies sagte Außenminister Jan Lipavský im Zusammenhang mit der russischen Militärinvasion in der Ukraine auf der heutigen Konferenz „Unsere Sicherheit“ auf der Prager Burg. Ihm zufolge brauche es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz gegen den Einfluss Russlands und anderer autoritärer Mächte.

Lipavsky sagte, westliche Länder müssten definieren, wie sie ihre Sicherheitsgrundlagen weiter aufbauen würden. Ihm zufolge schützt das Putin-Regime nichts und hat gleichzeitig beispielsweise ein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat. Seiner Meinung nach gründet Russland seinen Ansatz auch auf der Überzeugung, dass die demokratische Welt im Niedergang begriffen sei.

Laut Lipavsky ist die Ukraine Opfer dieser verrückten Ideen geworden. „Unsere kollektive Reaktion in der NATO und der EU macht es sehr schwierig, Putins Ziel zu erreichen“, sagte er. Die Ziele seien die Zerstörung des ukrainischen Staates durch totale Unterordnung unter Moskau oder die Schaffung einer Marionettenregierung. „Putin hat die UN-Charta, die Grundnormen des Völkerrechts und die europäische Sicherheitsarchitektur mit Füßen getreten“, sagte er.

Er beschrieb die fortgesetzte Hilfe für die Ukraine und parallele Bemühungen, um zu verhindern, dass der Krieg auf andere Gebiete übergreift, als entscheidend. „Unsere Solidarität mit der Ukraine muss fest bleiben“, fügte er hinzu. Ihm zufolge besteht die einzig sinnvolle Reaktion darin, Putins Aktionen durch Sanktionen und eine weitere Isolierung Russlands einzuschränken.

„Ich glaube fest daran, dass russische Panzer nie wieder nach Prag kommen werden, aber der russische Einfluss ist nicht weniger schädlich“, sagte Lipavsky. Dort, wo militärische Aufrüstung nicht hilft, müsse ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz gegen Russland und andere autoritäre Mächte gefunden werden. Ihm zufolge muss die kombinierte EU-NATO-Truppe rechtzeitig und koordiniert eingesetzt werden.

Tschechien kann laut Lipavský seine Sicherheit und Staatlichkeit nur durch die Verankerung in Nato und EU garantieren. „Die Stärke der NATO und der EU liegt in der Stärke ihrer Mitglieder. Deshalb muss die Tschechische Republik ihre militärischen Fähigkeiten grundlegend stärken und auf schmerzhafte Haushaltsentscheidungen vorbereitet sein“, betonte er.

Eckehard Steinmann

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