Sport auf ärztliche Verordnung. Die Deutschen zeigen der tschechischen Regierung, wie man vorbeugt

Hören Sie sich den Artikel auch in der Audio-Version an.

Kürzlich machte Gesundheitsminister Vlastimil Válek (TOP 09) auf ihn aufmerksam Aussagedass es das Ziel der Regierung ist, die Lebensqualität einer tschechischen älteren Person der Lebensqualität einer deutschen oder österreichischen älteren Person anzunähern.

Nach der Veröffentlichung der Programmerklärung der Regierung wurde klar, was Minister Válek vorhatte. Das neue Kabinett von Ministerpräsident Petr Fiala will sich stärker auf Gesundheitsprävention konzentrieren. Mit Ihrer Hilfe möchte er die Gesundheit älterer Menschen auf westeuropäisches Niveau bringen.

Deutschland, das Válek zuerst erwähnte, liegt in Bezug auf die Qualität der Gesundheitsversorgung für ältere Menschen nicht weit hinter der Tschechischen Republik. Zumindest aus Sicht der grundlegenden Bevölkerungsstatistik.

Laut Bundesgesundheitsministerium lag die Lebenserwartung ab Geburt im Jahr 2019 bei weniger als 79 Jahren für Männer und über 83 Jahren für Frauen. Im selben Jahr hatten Männer in der Tschechischen Republik laut CZSO eine Lebenserwartung von mehr als 76 Jahren und Frauen von 82 Jahren.

Natürlich können auch andere Faktoren wie Einkommensunterschiede oder die Qualität der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden. Aber wenn Deutschland für die Pläne des Fial-Kabinetts etwas Inspirierendes sein kann, dann ist es sein Engagement, sich frühzeitig um die Gesundheit älterer Menschen zu kümmern, damit das Sozial- und Gesundheitssystem nicht mit Behandlungskosten überlastet wird.

Was es in der Regierungserklärung zur Qualität der Gesundheit älterer Menschen heißt:

Wir werden den Bereich „Public Health“ in Förderprogrammen für Prävention und gesunde Ernährung unterstützen. Prävention ist der wirksamste Ansatz, um Krankheiten vorzubeugen, die Lebensqualität zu steigern und die Gesundheit unserer Bürger zu fördern. Es ist die Unterstützung dieses bisher vernachlässigten Bereichs, die darauf abzielt, die Gesundheitsqualität der tschechischen älteren Menschen auf das gleiche Niveau wie in den entwickelten Ländern der Europäischen Union zu bringen.

Die letzten deutschen Regierungen nehmen das Thema Gesundheitsprävention im Alter als wichtiges Anliegen auf. Mit dem allmählichen „Altern“ der Deutschen entstand die Dringlichkeit der Regel, dass es besser ist, Krankheiten möglichst vorzubeugen als sie zu bekämpfen. Im Jahr 2020 machten Menschen ab 65 Jahren 22 Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus. Bis 2060 soll der Anteil auf 30 Prozent steigen. Dies liegt zum einen am zunehmenden Alter und zum anderen am Rückgang der Geburtenrate in den letzten Jahrzehnten.

Während in der Tschechischen Republik der Begriff der Vorsorge oft auf den Besuch bei Hausärzten, Zahnärzten oder anderen von den Krankenkassen erstatteten Fachärzten reduziert wird, wird Prävention in Deutschland weiter gefasst.

In der Praxis lag dies vor allem am Sonderpräventionsgesetz, das in Deutschland bereits im siebten Jahr in Kraft ist und die Übernahme von Prävention und Stärkung einer gesunden Lebensführung durch die Kranken- und Sozialversicherung garantiert. Neben der generellen Umstellung der Ärztinnen und Ärzte hin zu einer stärkeren Fokussierung auf die Krankheitsprävention und die damit verbundene Beratung der Patientinnen und Patienten brachte das Gesetz auch neue konkrete Errungenschaften.

Ärzte können beispielsweise „Empfehlungen“ verschreiben, die in ausgewählten Sportzentren angewendet werden können. Natürlich unter Aufsicht der Krankenkassen. Einfach gesagt, es ist möglich, mit einer Krankenversicherung zu schwimmen oder Sport zu treiben.

„Grundsätzlich profitieren alle von der Versicherung, sei es durch individuelle Präventionsprogramme, wie zum Beispiel einen Gymnastikkurs für einen gesunden Rücken, oder durch Gesundheitsförderung in verschiedenen Räumen, wie Kindergärten, Schulen, Arbeitsstätten, Wohnungen oder Pflegeheimen“, so der Deutsch. Das Gesundheitsministerium erklärt auf seinen Websites.

Eine der Hauptzielgruppen des Präventionsgesetzes sind ältere Menschen. Die Verordnung berücksichtigt insbesondere Menschen, die in mehreren Pflegeeinrichtungen leben, einschließlich solcher mit schwereren medizinischen Behinderungen. Sie können beispielsweise Programme zur Bewegungsunterstützung, Training zur Stärkung des Gleichgewichtssinns und zur Sturzprävention, aber auch zur Unterstützung einer gesunden Ernährung oder zur Stärkung der psychischen Gesundheit nutzen. Medizinische Empfehlungen zur Prävention lassen sich so beispielsweise zur Entspannung oder Pflege sozialer Kontakte anwenden. Ein wichtiges Ziel des Gesetzes ist auch das möglichst sinnvolle Angebot optionaler Impfungen gegen verschiedene Krankheiten.

Für Minister Válk mag es aufschlussreich sein, dass das deutsche Präventionsgesetz nicht einfach geboren wurde. Er wurde erstmals 2004 von der Regierungskoalition aus Sozialdemokraten (SPD) und Grünen unter Führung von Bundeskanzler Gerhard Schröder erarbeitet. Die Zustimmung zu dem Gesetz geriet jedoch zunächst innerhalb der Koalition und dann nach einem Wechsel in der Regierungszusammensetzung ins Stocken. Erst während der dritten Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, also nach der Rückkehr der SPD ins Kabinett, kehrte er wieder ins Parlament zurück.

Die Verordnung wurde auch von Vertretern von Versicherungen, Unternehmen, Bundesländern, der Bundesagentur für Arbeit oder Patientenvereinigung und anderen Organisationen diskutiert und schließlich beschlossen. Auf der sogenannten Nationalen Präventionskonferenz wurden die gemeinsamen Ziele vorgestellt.

Wenn die aktuelle Regierung von Petr Fiala eine ähnliche gesetzliche Regelung zur Gesundheitsprävention vorlegen wollte, müsste sie ein ähnliches „Rad“ haben.

Noch länger als das Sondergesetz gibt es in Deutschland eine staatliche Sonderförderungsstelle für eine gesunde Lebensweise. Die großzügig geförderte und vom Auswärtigen Amt abhängige Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die mit renommierten Gesundheitsinstituten wie dem Robert-Koch-Institut kooperiert, bietet älteren Menschen beispielsweise ein Kartenset mit Beispielen an Regenerationsübungen, Lehrvideos oder Expertentipps für verschiedene Outdoor-Aktivitäten je nach Jahreszeit.

Eckehard Steinmann

"Dezent charmanter Zombie-Experte. Hardcore-Unruhestifter. Web-Freak. Begeisterter Musikwissenschaftler."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert